Inhaltsverzeichnis
- Digitalisierung, Digitale Transformation, Industrie 4.0
- Internet of Things
- Digital Twin, Digitaler Zwilling, Verwaltungsschale
- Content Delivery Plattform
- HTML5
- Intelligent Content, Intelligent Information, Smart Information
- iiRDS
- CCMS (Component Content Management Systeme)
- DITA
- Single Source of Truth
- Wissensgraph, Knowledge Graph, Semantisches Netzwerk
- Künstliche Intelligenz, KI, AI
Die digitale Transformation bringt neben großen Veränderungen unserer Lebens- und Arbeitswelt auch eine Vielzahl neuer Begriffe mit sich. Diese sind nicht immer intuitiv eingängig und werden häufig synonym oder am Rande ihres Bedeutungsfelds gebraucht. Wir haben deswegen für Sie eine kleine Liste relevanter Begriffe zusammengestellt – natürlich mit Fokus auf das Thema „Technische Redaktion“. Beginnen wir mit dem Ding an sich …
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Digitalisierung, Digitale Transformation, Industrie 4.0
- Wenn man es genau nimmt, hat eine „Digitale Transformation“ bzw. die „Digitalisierung“ unserer Umwelt vor einigen Jahrzehnten begonnen. Spätestens in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts (man fühlt sich sehr alt, wenn man damals jung war und das heute so schreibt) hat die Industrie ihre Prozesse grundlegend mithilfe von Computern und Robotern zunehmend verändert und immer stärker automatisiert, während PC und später Mobiltelefone immer mehr Teil unseres Alltags wurden.In den letzten Jahren hat diese Veränderung aber durch neue Konzepte, vor allem aber durch die Allgegenwart des Internets und die damit möglich gewordene Verknüpfung von Anlagen, Geräten und Komponenten ein neues Level erreicht, das sehr viel tiefer geht als bisher und deshalb eine neue Phase der Entwicklung bedeutet. Den Weg hin zu diesem neuen Level, mit der digitalen Verknüpfung von Lebens- und Arbeitsprozessen, dem nahtlosen Ineinandergreifen vorher separater Abläufe, bezeichnet man heute als „Digitale Transformation“. Mit Blick auf industrielle Prozesse hört man synonym dazu auch gelegentlich den Begriff „Industrie 4.0“.
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Internet of Things
- Eine Basis für die Digitale Transformation ist das „Internet of Things“. Jenseits von Computern und Mobilgeräten, mit denen wir Menschen mit fremden Computern oder anderen Menschen kommunizieren, können ebenso Spielekonsolen, Haushaltsgeräte, Fahrzeuge oder Industrieanlagen untereinander Daten und Anweisungen austauschen. Anders als früher handelt es sich dabei nicht um maschinenlesbare Steuersignale und einfache Messgrößen, sondern um komplexe Zustandsberichte und Auswertungen. Der Austausch im „Internet of Things“ erfolgt über Standard-Internetprotokolle, sodass das Zusammenspiel unterschiedlicher Systeme leicht konfigurierbar ist.
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Digital Twin, Digitaler Zwilling, Verwaltungsschale
- Betrachtet man die „Things“ im Internet of Things, haben sie alle etwas gemeinsam: sie stellen über das Internet ein Abbild ihres physischen Innenlebens zur Verfügung. Im einfachsten Fall lassen sich ein paar Messwerte abrufen, typischerweise aber wird versucht, ein möglichst vollständiges Bild aller relevanten Informationen und Funktionen bereitzustellen. Dieses Abbild bezeichnet man im Kontext der Industrie 4.0 als „Verwaltungsschale“. Lässt sich ein Ding, also ein Gerät, eine Komponente oder eine Anlage, fast oder ganz vollständig digital einsehen und steuern, dann spricht man von einem „Digitalen Zwilling“ bzw. auf Englisch dem „Digital Twin“.
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Content Delivery Plattform
- Sind die industriellen Prozesse weitgehend digitalisiert, kann sich die Technische Kommunikation nicht auf Papier (DIN A4) oder PDF-Dokumenten („DIN A4.0“) ausruhen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der neuen Maschinenverordnung der EU wider, die ein Ausliefern der Betriebsdokumentation auf Papier nicht mehr voraussetzt. In den letzten Jahren hat sich in diesem Zusammenhang eine Klasse von Internet-Portalen etabliert, die speziell für das Bereitstellen Technischer Dokumentation konzipiert sind. Eine sog. „Content-Delivery-Plattform“ (oder Content Delivery Server, Content Delivery Portal oder bei einem bekannten Anbieter auch Digital Info Twin) ermöglicht den Anwender:innen, gezielt auf benötigte Informationen zuzugreifen. Betreibende können festlegen, wer welche Informationen zu sehen bekommt, und welche Such- und Zugangsoptionen den Anwender:innen zur Verfügung stehen. Der Content kann aus unterschiedlichen Quellen stammen und liegt in der Regel in Form von PDF-Dokumenten oder HTML5 vor. Zusätzliche Metainformationen unterstützen dabei die gezielte Informationsrecherche.
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HTML5
- HTML ist das seit drei Jahrzehnten bekannte Strukturierungsformat für Texte im Internet. Warum ist die „5“ wichtig? Mit der Einführung von HTML5 ist vor einigen Jahren vor allem Folgendes passiert: HTML5 konnte im Standard alle damals gängigen Content-Features abdecken. Die Älteren unter uns werden sich daran erinnern, dass Animationen, Videos usw. seinerzeit nur über proprietäre Browser-Features oder über Plugins wie Adobe Flash realisierbar waren. Mit HTML5 verschwanden die Plugins. Und gleichzeitig verschwanden die proprietären Browserfunktionen, die die Entwicklung von Web-Inhalten aufwendig und im Ergebnis oft unbefriedigend gehalten hatten. HTML5 und das damit verbundenen CSS3 erlauben es, auf Basis eines Standards quasi beliebige dynamische Inhalte zu erzeugen bzw. aus einem Redaktionssystem heraus zu generieren.
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Intelligent Content, Intelligent Information, Smart Information
- Mit HTML5 als Datenformat – und vielleicht einer Content-Delivery-Plattform im Hintergrund – lässt sich nicht nur strukturierter Content passiv darstellen. Besitzt ein Baustein (ein Dokument, ein Abschnitt, …) zusätzliche Eigenschaften, die ihn beispielsweise einer bestimmten Gerätevariante zuordnen oder Hinweise auf die Zielgruppe geben, für die er bestimmt ist, dann lassen sich neue Zugangswege schaffen (Suchfilter, automatische Assoziationen wie benötigtes Werkzeug uvm.) oder Funktionen realisieren, z.B. ein Ersatzteil-Assistent oder ein Preisvergleich. Je besser abgestimmt das Zusammenspiel aus Bausteinen und Metainformationen mit den Bedürfnissen der Anwender:innen ist, desto mehr zusätzlicher Nutzwert kann erreicht werden. Den um semantische, klassifizierende Informationen angereicherten Content bezeichnet u.a. die tekom als „intelligente Information“. Synonym dazu existieren die Abwandlungen „Intelligenter Content“ oder „Smart Information“.
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iiRDS
- Die Abkürzung „iiRDS“ steht für „Intelligent Information Retrieval and Delivery Standard“. Gedacht ist er für den Austausch intelligenter, also mit Metainformationen angereicherte Inhalte zwischen Systemen unterschiedlicher Hersteller. Er soll es also ermöglichen, Inhalte aus dem Redaktionssystem des Herstellers A in das Content-Delivery-System von Hersteller B zu publizieren, und zwar so, dass dabei die „Intelligenz“ erhalten bleibt. Besonders im Anlagenbau, wo Maschinen und Komponenten vieler unterschiedlicher Hersteller gemeinsam betrieben werden, kann ein solcher Standard wertvolle Hilfe beim Aufbau einer integrierten Verwaltung leisten. Der Standard gibt ein Paketformat vor, in dem Inhalte und Metainformation nach Regeln abgelegt sind – beispielsweise wird als Inhaltsformat HTML5 bevorzugt. Außerdem beinhaltet er Vorgaben für Metainformationen, lässt aber, wo nötig, Freiräume für eigene Erweiterungen, um ggf. die Produkttaxonomie des eigenen Unternehmens aufzunehmen. Der Standard wird vom aus der tekom heraus gegründeten iiRDS-Konsortium gepflegt und weiterentwickelt.
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CCMS (Component Content Management Systeme)
- Um intelligenten Content zu erzeugen und zu verwalten, sind entsprechende Werkzeuge kaum verzichtbar. Der sehr verbreitete Königsweg sind hier sog. „Component Content Management Systeme“, kurz „CCMS“. Diese medienneutralen, Textbaustein-orientierten Redaktionssysteme unterstützen Varianten- und Übersetzungsmanagement und sind ab einer gewissen Größe des Informationsbestands kaum ersetzbar.
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DITA
- Die Darwin Information Typing Architecture, kurz DITA, ist eine XML-basierte Architektur für technische Information. Im Gegensatz zum dedizierten Ausliefer-Format iiRDS handelt es sich um ein standardisiertes Austauschformat für den Redaktionsprozess. Kern der DITA-Architektur ist die Unterscheidung von klassifizierten Inhaltsbausteinen, den Topics, und Strukturelementen, den Maps, mit denen Topics zu Dokumenten zusammengestellt werden. Das von IBM initiierte Format hat sich zu einem weltweiten Quasi-Standard in der Branche etabliert und lässt sich gut in Kombination mit vielen CCMS einsetzen.
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Single Source of Truth
- Eines der wichtigsten Ziele der Digitalen Transformation ist es, Daten und Content so bereitzustellen, dass sie an anderer Stelle direkt wiederverwendet werden können. Die umständliche Mehrfachpflege gleicher oder ähnlicher Inhalte an unterschiedlichen Stellen im Unternehmen soll damit möglichst komplett entfallen. Die dahinterstehende Idee, Inhalte nur an einer Stelle – und dort richtig – zu pflegen und überall sonst nur über geeignete Schnittstellen wiederzuverwenden, bezeichnet man als „Single Source of Truth“, also als „die eine Quelle der Wahrheit“.
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Wissensgraph, Knowledge Graph, Semantisches Netzwerk
- Ein semantisches Netzwerk oder Wissensgraph entsteht durch die semantische Verknüpfung von Objekten. Angewendet auf die intelligente Information wäre das etwa die Verknüpfung einer Wartungsanweisung mit dem dafür benötigten Satz Ersatzteile, dem benötigten Werkzeug, der benötigten Ausbildung und – wir denken an den Digital Twin – dem Standort des Geräts, für das die Wartung morgen ansteht. Wissensgraphen sind ein wichtiger Bestandteil des Konzepts „intelligente Information“ und eine Basis für den Einsatz künstlicher Intelligenz.
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Künstliche Intelligenz, KI, AI
- Künstliche Intelligenz (KI, engl. Artificial Intelligence – AI) ist die Fähigkeit eines digitalen Systems, Beziehungen zwischen Daten selbstständig zu ermitteln, daraus „intelligente“ Schlüsse zu ziehen und damit ein nicht explizit programmiertes Verhalten zu entwickeln. Möglichst umfangreiche „Trainingsdaten“, aber auch Wissensgraphen spielen hierbei eine große Rolle.
Hoffentlich hilft Ihnen unsere Liste, bei der Vielzahl an Begriffen aus der Digitalen Transformation den Überblick zu behalten. Haben Sie Fragen oder kennen Sie weitere Begriffe, die hier erscheinen sollten? Nutzen Sie gerne die Kommentare dafür.