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Haben Sie schon einmal von Martec’s Law gehört? Wenn Sie sich überwiegend in der Branche der Technischen Kommunikation bewegen, dann ist die Wahrscheinlichkeit gering. Mir selbst ist der Begriff vor ein paar Wochen in einem LinkedIn-Beitrag in meiner Marketingbubble aufgefallen. Und sofort fiel mir die Parallele zur Digitalisierung der Technischen Redaktion auf. Aber erst einmal zum Anfang …
Was sagt Martec’s Law aus?
Ganz kurz gefasst: Technologien verändern sich exponentiell, aber Organisationen verändern sich logarithmisch. Oder ohne den starken mathematischen Bezug: Technologien verändern sich schneller, als Organisationen den Wandel annehmen können.
So schreibt es Scott Brinker 2013 in einem Artikel seines Blogs chiefmartec. Brinker ist Vice President des CRM-Tools Hubspot und beschäftigt sich in seinem Blog dem Zusammenspiel zwischen Marketing, Technologie und Management. Aus den Begriffen Marketing und Technologie ergibt sich auch der Kurzname „Martec“.
Beim Lesen des Artikels kam mir sofort der Gedanke, dass sich dieses Gesetz über Marketingtechnologien problemlos auf viele andere Bereiche übertragen lässt. Selbst einige gesellschaftliche Themen lassen sich damit erklären, aber es ist genauso auf die Digitalisierung in der Technischen Redaktion problemlos anwendbar.
Martec’s Law und die Digitalisierung der Technischen Redaktion
Wer kennt nicht dieses Gefühl der Überforderung: Gerade sprachen wir noch über Internet of Things, Content Delivery und jetzt kommt schon KI um die Ecke? Und wir stehen gefühlt immer noch auf Los und wissen noch gar nicht, wo es lang gehen soll …
Der technologische Fortschritt rast vorbei, gefühlt auch alle Mitbewerber. Die Schere zwischen Soll- und Ist-Zustand wird größer. Der Frust bei allen Beteiligten oft gleich mit. Man fühlt sich eigentlich immer hinterher, auch wenn man nüchtern betrachtet Fortschritte macht.
Dieses Gefühl, bei der Digitalisierung hinterherzulaufen, hat die tekom Studie zur Digitalisierung mit Zahlen unterfüttert:
- Etwas mehr als ein Zehntel der befragten Unternehmen hat noch keine Digitalisierungsstrategie.
- Ein Viertel der Industrieunternehmen hat bis heute kein Contentmanagement-System im Einsatz.
- 44 % der Unternehmen nutzen kein Content-Delivery-Portal.
- Selbst wenn ein CCMS genutzt und Content Delivery eingesetzt wird, betrachtet die Mehrheit der Unternehmen ihre Daten als nicht ausreichend vorbereitet, weil z. B. Metadaten fehlen.
- Ein Großteil der Unternehmen nutzt keine Künstliche Intelligenz und wenn dann vorwiegend für Übersetzungen.
Und nun?
Welche Lehren können wir daraus ziehen?
Brinker hat nicht nur den Zusammenhang zwischen Technologieentwicklung und Veränderung im Unternehmen beschrieben und visualisiert. Er liefert auch gleich Tipps, wie wir mit der bestehenden Diskrepanz zwischen beiden umgehen können.
Ein erster Schritt ist die Akzeptanz. Änderungen im Verhalten, in Prozessen und Kultur benötigen ihre Zeit. Es reicht eben nicht, sich nur mit der Technik zu beschäftigen, sie muss auch in Abläufe integriert werden. Dafür müssen Menschen begeistert, gefördert, geschult werden. Eine Verzögerung ist damit unausweichlich.
Dann gilt es, Entscheidungen zu treffen. Wir können nicht alle Veränderungen mitmachen, sondern müssen die auswählen, die die größte (positive) Wirkung haben. Das heißt auch, Ideen loszulassen. An allen Stellschrauben ein wenig zu drehen, führt unweigerlich ins Chaos. Und manchmal heißt das auch, noch einmal einen Schritt zurückzugehen, um das Fundament zu legen, um dann schneller vorwärtszukommen.
Die Geschwindigkeit des technologischen Wandels können wir nicht beeinflussen, aber unseren Umgang mit Veränderungen in gewissem Maße. Je agiler ein Unternehmen sich aufstellt, desto besser kann es sich anpassen und kurzfristig reagieren. Auch wenn die Lücke nicht ganz geschlossen werden kann, kann sie doch kleiner werden.
Und noch einen Weg gibt es: radikale Schritte. Mit einem Reset, einer Reorganisation, einem Einschnitt kann ein Unternehmen technologisch aufholen. Diese Maßnahmen sind disruptiv und können nicht zu oft angewendet werden, aber bisweilen sorgen sie für den notwendigen Sprung nach vorn.
Ein Beispiel dafür ist die Einführung eines Redaktionssystems in der Technischen Redaktion. Für die Technische Redaktion ist ein modernes Redaktionssystem die absolute Basis, um mit der Digitalisierung voranzukommen und technologisch aufzuholen. Die Systemeinführung stellt aber auch die gesamte Arbeitsweise einer Redaktion auf den Kopf, ebenso die Art und Weise, wie Dokumentation gedacht wird. Umso wichtiger, dass solch ein Schritt gut geplant und durch Coaching begleitet wird, um damit wirklich digital aufzuholen.
Fazit
Wir können den rasanten Technologiewandel nicht aufhalten, sondern nur so gut wie möglich schritthalten – ohne gute Führung und strategisches Vorgehen klappt das nicht. Dazu kann auch gehören, sich Hilfe von Außen zu holen, z. B. um Maßnahmen zu priorisieren und strategisch umzusetzen. Denn auch wenn die oben genannten Zahlen ernüchternd wirken können: Schon jetzt spüren viele Unternehmen positive Effekte der Digitalisierung wie schnellere Prozesse, bessere Zusammenarbeit intern und mit anderen Abteilungen, bessere Datenqualität etc.
Weil wir das Gefühl der Überforderung bei Digitalisierungsprojekten aus unserem Alltag als Dienstleister gut kennen, haben wir ein Stufenmodell entwickelt, das genau nach diesem Prinzip vorgeht: An den relevanten Stellen anpacken, zur Not auch ein paar Schritte zurückgehen und dabei alle ins Boot holen, um dann stetig und gezielt voranzukommen. Sie können es in unserem Whitepaper zur Digitalisierung kennenlernen. Kommen Sie bei Fragen dazu gerne auf uns zu!
Wie geht es Ihnen mit Martec’s Law? Fühlen Sie sich von der Geschwindigkeit des technologischen Wandels manchmal erschlagen?