Inhaltsverzeichnis
In den letzten Beiträgen haben wir die Themen Termextraktion, Evaluierung und Validierung von Termkandidaten sowie die Notwendigkeit von Redaktionsleitfäden behandelt. Wann und wozu braucht ein Unternehmen dann noch einen Terminologieleitfaden? Was steht da überhaupt noch Neues drin? Bevor ich ins Detail gehe, noch ein paar Grundlagen.
Was ist ein Terminologieleitfaden?
Für ein erfolgreiches Terminologiemanagement ist es unabdingbar, Rahmenbedingungen, Methoden, Prozesse und getroffene Entscheidungen rund um Terminologie in einem Regelwerk zu dokumentieren. Terminologiemanagement ist nichts für Einzelkämpferinnen und -kämpfer, sondern Teamsport im Unternehmen. Ein Leitfaden ist hier somit auch ein Tool für die Zusammenarbeit über Abteilungen hinweg und zur Qualitätssicherung.
Was steht im Terminologieleitfaden?
Im Terminologieleitfaden kann alles aufgenommen werden, was für das Terminologiemanagement benötigt wird. Die Betonung liegt auf „benötigt“. Unser Tipp: Nicht zu viel dokumentieren und nichts „überverwalten“. Das Projekt Terminologieleitfaden nimmt sonst zu viel Aufwand in Relation zum Nutzen ein.
Auch wenn die Inhalte und der Umfang recht individuell sein können, sollten folgende Punkte enthalten oder in Planung sein:
- Zielsetzungen:
Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Terminologiemanagement? Wie bei jedem Projekt sind klare Zieldefinitionen das A und O, beeinflussen sie doch alle weiteren Entscheidungen. - Rollen und Rechte:
Welche Personen sind am Prozess beteiligt? Wer hat bei welchem Thema, bei welchem Schritt den Hut auf? Wer ist hauptsächlich für Terminologiemanagement, Terminologiearbeit und den Terminologieleitfaden verantwortlich? - Prozessschritte:
Wie soll der Terminologie-Workflow im Einzelnen aussehen? Wer arbeitet ab welchem Zeitpunkt mit? - Tooleinsatz:
Welche Tools kommen zum Einsatz? Wo wird die erarbeitete Terminologie verwaltet? Wie sieht die Datenbankstruktur aus? In welche Tools kann und soll Terminologie integriert werden? Welche Tools können den Prozess begleiten? Wer hat welche Zugriffsrechte? - Kriterien für terminologische Inhalte:
Was ist im konkreten Unternehmenskontext überhaupt Terminologie? Was sind relevante Begriffe im Unternehmen? Aus welchen Quellen können Termkandidaten entnommen werden? Welche Richtlinien für die Erstellung von Termeinträgen werden festgelegt? - Benennungsbildung:
Welche Regeln zur Benennungsbildung gibt es? Welche Benennungsmuster sind zulässig? Wie geht man mit Schreibvarianten, Abkürzungen und Synonymen um? - Qualitätskriterien:
Welche Maßnahmen zur Qualitätssicherung werden getroffen? Wie lässt sich die Qualität eines Terminologiebestands prüfen?
Ab wann lohnt sich ein Terminologieleitfaden?
Sobald Sie Terminologie erfassen und sammeln (z. B. auch im Rahmen eines kleinen Terminologie-Pilotprojekts), lohnt es sich, mit der Dokumentation anzufangen. Aber auch wenn Sie nicht mehr am Anfang stehen, ist es nie zu spät, einen Terminologieleitfaden aufzusetzen.
Kurz gesagt lohnt es sich immer, da jedes Unternehmen eine Terminologie hat und nutzt – die Frage ist nur, wie effektiv. Auch hier gilt die klare Empfehlung: Klein anfangen, systematisch arbeiten und langfristig wachsen.
In Teil 2 gehen wir mehr ins Detail und schauen uns konkrete Einsatzszenarien eines Terminologieleitfadens an. Wie sieht es bei Ihnen aus: Haben und nutzen Sie bereits einen Terminologieleitfaden?