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Fachbegriffe können eine echte Herausforderung sein! Als Studentin spreche ich hier aus Erfahrung. Dennoch ist die richtige Benennung nützlich und wichtig, um präzise auszudrücken, wovon man spricht. Man muss trotzdem oft raten, was sich hinter so manchem großen Worten verbirgt – das ist auch in der Technischen Dokumentation nicht anders. Nun, lassen Sie uns Licht ins Dunkel bringen bei drei wichtigen Begriffen, die in Technischen Redaktionen z. B. bei der Arbeit mit SCHEMA ST4 oft fallen: Terminologie, Taxonomie und Ontologie.
Terminologie – für mehr Konsistenz
Im eigenen Fachbereich ist es nötig, die richtige Bezeichnung – also die richtige Terminologie – für konkrete Dinge zu verwenden. So stellt man sicher, dass man untereinander auch wirklich vom selben Ding spricht. Wo wäre das nützlicher als in einer Dokumentation?
Der Stolperstein hier ist, dass häufig mehrere Redakteur*innen an einer Dokumentation arbeiten. Damit auch in diesem Fall alle Beteiligte die gleiche Terminologie verwenden, gibt es in SCHEMA ST4 die Autorenhilfe. Hier können Fachwortschätze neu angelegt oder bereits definierte Wortschätze in ST4 importiert werden. Beim weiteren Bearbeiten von Textknoten zeigt ein Zusatzfenster dann sofort an, wenn ein Fachwort benutzt wird. So bekommen Redkteurinnen und Redakteure auch nützliche Informationen:
- ob das benutzte Fachwort das bevorzugte ist,
- welche Alternative erlaubt wäre und
- welche man nicht verwenden sollte.
So wird eine einheitliche Verwendung der festgelegten Terminologie in Knoteninhalten leicht und übersichtlich ermöglicht. Wer es noch komfortabler haben möchte, der steigt tiefer in das Terminologiemanagement ein und nutzt z. B. einen Controlled Language Checker.
Ontologie – für Vernetzung
Ontologien werden häufig für Sprache und semantische Verknüpfungen zwischen Wörtern verwendet und haben auf diesem Gebiet eine hohe Ausdrucksstärke. In der Informatik beschreibt es eine Art Beziehungsnetz, wobei an jedem Faden Informationen (z. B. zu einem Begriff) hängen und die Länge des Fadens die semantische Nähe zwischen den Knoten versinnbildlicht. Letzteres ist eine Option und kein Muss, findet aber vor allem im Bereich der KI-Entwicklung Anklang.
Doch zurück zur technischen Dokumentation: Im Inneren von ST4 sind die sogenannten Ontologielinks die Fäden unseres Netzes. Im Zuge von Industrie 4.0 wurden auch hier clevere Wege gefunden, dieses Konzept gewinnbringend für alle zu verwenden. Ein gutes Beispiel hierfür ist iiRDS (kurz für intelligent information Request and Delivery Standard): Metadaten klassifizieren ein Thema und stellen gleichzeitig einen Kontext zwischen verschiedenen, einzelnen Themen her. Damit kann für einen bestimmten Anwendungsfall nach gespeicherten Metadaten gesucht werden. Das Ergebnis ist dann eine auf den Nutzer zugeschnittene „Informationslandschaft“.
Wenn Sie mehr über iiRDS erfahren möchten, dann finden Sie beim iiRDS-Consortium eine Einführung.
Taxonomie – für die Ordnung
Nun gibt die Ontologie unseren Daten einen gewissen Zusammenhang, doch ist das noch recht konfus. Hier kommt die Taxonomie ins Spiel. Eine Taxonomie kann man sich als Stammbaum vorstellen: hierarchisch strukturierte Verwandtschaftsbeziehungen, wobei die Kinder von ihren Vorfahren Eigenschaften erben – wie im echten Leben.
Wie Sie sehen, auch hier geht es – wie bei Ontologien – um Beziehungen zueinander, die in sich Informationen tragen. Durch die hierarchische Anordnung hier haben wir aber den Vorteil, Knoten besser einzusortieren und voneinander zu differenzieren. Die Klassifizierung von Informationen findet auch hier über die Vergabe von Metadaten statt. Der Unterschied zur Ontologie ist, dass wir vom Allgemeinen ins Spezifische gehen und dabei Vererbungsbeziehungen angeben können. In ST4 können wir so Eigenschaften vergeben die alle Knoten darunter ebenfalls besitzen.
Terminologie, Ontologie, Taxononomie – alles klar!
Sie sehen also, in ST4 wird zwischen Ontologie und Taxonomie keine klare Grenze gezogen; die Begriffe werden eher miteinander verbunden, um die Vorteile beider Konzepte nutzen zu können. Im Sinne einer korrekten Terminologie, sollte man sie dennoch voneinander trennen.
Webinar „Die Basics der Termextraktion – Methoden und Werkzeuge“
Hallo Sarah – sehr interessant insbesondere aus ST4 Fokus heraus dies zu unterscheiden und der Bezug zu iiRDS. Ich bin auch häufiger von unseren Kunden mit dieser Frage konfrontiert … und da kommen ja noch zwei Varianten ins Spiel: “Synonym Ring” sowie “Thesaurus”. Und da unterscheiden wir dann gerne die erwähnten Varianten z.B auch mittels ihrer semantischen Abbildungskraft:
1) Synonymringe: einsprachige Äquivalenzen zwischen Lexemen – keine Semantik
2) Terminologie: ein- und mehrsprachige Äquivalenzen, Attributierung von Termini – keine Semantik (wenn überhaupt in Freitext via Definitionen)
3) Taxonomie: hierarchische und polyhierarchische Relationen zwischen Begriffen/Knoten – Oberbegriffe, Unterbegriffe
4) Thesaurus: wie 3) plus assoziative Relationen – wie 3) + Begriffsfelder (“concept cloud”)
5) Ontologie: wie 4) plus mindestens: Knotenklassen / Instanzen von Knoten plus semantisch noch aussagekräftigere / verbalnahe Relationen welche Inferenzieren erlauben.
In Coreon bringen wir all die verschiedenen Datenmodelle in einem System zusammen, welches dann sowohl für redaktionelle / translatorische als auch wissensmodellierende / strukturierende Anforderungen gleichzeitig einsetzbar ist.
Würde mich freuen wenn wir uns da gerne mal austauschen und das bisschen vertiefen.
Grüße
Michael Wetzel