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In der Technischen Dokumentation bekam das Thema Metadaten mit der Entwicklung von iiRDS durch die tekom-Arbeitsgruppe Information 4.0 in den letzten Jahren verstärkt Beachtung. Was aber verbirgt sich hinter dem neuen Content-Delivery-Standard iiRDS?
Die Abkürzung steht für intelligent information Request and Delivery Standard. Es geht also darum, intelligente Informationen abzufragen und zu liefern. Was aber heißt das konkret? Was sind überhaupt intelligente Informationen? Wie werden diese abfragbar und lieferbar gemacht? Eine Beantwortung dieser Fragen verspricht den Begriff greifbarer zu machen.
Intelligente Informationen
Intelligente Informationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf den Nutzer zugeschnitten bereitgestellt werden und zwar genau dann, wenn sie benötigt werden. Dabei wird auch berücksichtigt, welche Rolle der Nutzer hat und was er überhaupt sehen darf und in welchem Zustand oder welcher Phase sich das von ihm betreute Gerät befindet.
Wird die benötigte Information nicht automatisch angezeigt, kann der Nutzer die intelligenten Informationen auch durchsuchen, die angezeigten Ergebnisse filtern oder sie erweitern. Intelligente Informationen erfüllen im Kontext Industrie 4.0 damit die Rolle einer Technischen Dokumentation.
Intelligent durch Metadaten
Die Vorteile von intelligenten Informationen werden dadurch erreicht, dass Inhalte modularisiert und mit Metadaten erweitert werden. So können z. B. alle Text- und Bildelemente (Module), die Informationen zur Wartung eines bestimmten Produktes enthalten, mit einem entsprechenden Metadatum versehen werden. Dadurch können dann im Fall der Wartung die Informationen, die zu diesem Zeitpunkt benötigt werden, z. B. in einer App oder auch auf dem Display am Gerät, angezeigt werden. Eine Suche im Handbuch entfällt.
Austausch mit Metadaten
Metadaten können vieles ermöglichen, doch definiert meist jeder seine Metadaten selbst. Ein einheitliches Regelwerk fehlte bisher. Dadurch kann es vorkommen, dass Unternehmen für dasselbe Metadatum unterschiedliche Bezeichnungen haben oder vollkommen andere Metadaten vergeben.
Problematisch wird dies, wenn Informationen ausgetauscht werden sollen. Wird zum Beispiel Bauteil A von Firma X Teil von Maschine B von Firma Y, so können diese beiden unter Umständen mit den Daten der anderen nichts anfangen. An dieser Stelle muss dann mühsam manuell nachgearbeitet werden.
Hier setzt iiRDS an! Interne Metadaten können beim Austausch in iiRDS-konforme Metadaten umgewandelt werden. Dies geschieht dadurch, dass die ursprünglichen, individuellen Metadaten auf die iiRDS-Metadaten „gemappt“ werden, also zugeordnet werden. Hiermit lassen sich die Metadaten problemlos übernehmen oder weitergeben, ohne die internen Metadaten zu verändern.
Paketformat
Um Daten auszuliefern, die dem Standard iiRDS entsprechen, wird das dazu entwickelte Paketformat genutzt. Das Paket ist ein Zip-Container mit einer vorgegebenen Verzeichnisstruktur. In diesem Paket befinden sich die Inhalte in einem entsprechenden Format (z. B. XML oder HTML5) und die Metadaten in einer Datei im Format RDF.
Abhängig davon, wie granular die Inhalte bereits vorliegen, lässt sie sich das Paket in eine von drei Stufen für das Paketformat einordnen:
- Die erste Stufe enthält vollständige Dokumente (z. B. eine ganze Montageanleitung) und Metadaten zu diesem Modul.
- Die zweite Stufe enthält Module und Metadaten
- Die dritte Stufe enthält zusätzlich zu den Modulen und Metadaten noch Fragmente.
Diese Fragmente entsprechen funktionalen Abschnitten in den Modulen (z. B. Warnhinweise), sodass auch diese individuell angesprochen werden können. Das Format RDF eignet sich dabei besonders gut für die Abbildung von Objektbeziehungen, was für Verknüpfungen wie „Werkzeug X wird benötigt für Handlungsschritt Y“ oder „Komponente A ist verbaut in Maschine B“ benötigt wird.
Arten von Metadaten in iiRDS
Im iiRDS werden den Inhalten verschiedene Arten von Metadaten zugeordnet. Einerseits intrinsische Metadaten, die Auskunft über den Inhalt selbst geben und andererseits extrinsische, die angeben, wo der Inhalt einzuordnen ist. Auch lässt sich noch unterscheiden zwischen informationsbezogenen, produktbezogenen und variantenbezogenen Metadaten.
Die Taxonomie des iiRDS ist im RDFS-Format definiert, sodass andere Metadaten-Klassifikationen angebunden werden können, um z. B. die unternehmenseigene Produktklassifikation zu integrieren.
Die einzelnen Metadaten werden in iiRDS in einer von vier Hauptklassen definiert:
- Zentral ist die InformationUnit, die einen Teil des Inhalts repräsentiert, wobei der Umfang dieses Inhalts ein ganzes Dokument, ein Modul oder ein Fragment sein kann.
- Die Klasse InformationType umfasst z. B. Art und Thema des Dokuments.
- DocumentationMetadata beinhaltet funktionale Metadaten und bietet die Möglichkeit fremde Metadaten anzufügen.
- Schließlich gibt es noch die Klasse DirectoryNode, um Verzeichnisse zu definieren.
Was heißt das für die Technische Redaktion?
Für die Technische Redaktion bedeutet dies, dass Informationen unabhängig von der althergebrachten Kapitel-Reihenfolge erstellt werden, da keine linearen Dokumente mehr benötigt werden. Ein gedrucktes Handbuch und Industrie 4.0 passen nicht mehr zusammen.
Es geht nicht mehr darum, die Inhalte zu strukturieren, sondern darum, sie mithilfe von Metadaten auf Basis der iiRDS-Logik so zu systematisieren, dass in einem zweiten Schritt – nach Einführung der geeigneten digitalen Bereitstellungsmechanismen (Stichwort: Content Delivery) – immer die benötigten, aktuellen Informationen zur rechten Zeit am rechten Ort angezeigt bzw. abgerufen werden können.
iiRDS ist momentan noch in der Entwicklung. Im April 2018 wurde vom iiRDS-Konsortium die Version 1.0 veröffentlicht.
Sie wollen auch Ihre bestehende Dokumentation durch iiRDS aufwerten? Wir beraten Sie dazu gerne!