Inhaltsverzeichnis
- Was hast du studiert und warum hast du dieses Fach gewählt?
- War dir die Technische Kommunikation als Arbeitsfeld schon im Studium bekannt?
- Was machst du genau bei doctima? Was sind deine wesentlichen Aufgaben?
- Hat dich dein Studium gut auf deine Aufgaben hier vorbereitet? Was musstest du dir noch erarbeiten?
- Hast du Tipps für Absolvent:innen und Berufseinsteiger:innen, die gerne in unserer Branche arbeiten möchten?
Vor fünf Jahren, 2018 also, haben wir schon einmal geschaut, mit welchen Ausbildungen Kolleg:innen bei doctima gestartet sind. Was damals auffiel: Alle drei Befragten hatten Technische Redaktion an der Hochschule Merseburg studiert – vor einigen Jahren noch einer der wenigen Studiengänge im Bereich der Technischen Kommunikation in Deutschland.
2023 sieht das schon anders aus. Die Auswahl an Studiengängen und -orten ist viel größer geworden, teils auch schwer zu durchschauen. In unserer Neuauflage 2023 mit Lena, Madeleine und Franziska taucht so der klasssische TR-Studiengang auch gar nicht mehr auf.
Bevor wir in die Fragen einsteigen: In wenigen Wochen findet die tekom-Jahrestagung statt und das ist – so sind sich alle hier einig – eine super Gelegenheit für Studierende, sich über die Branche und Karrieremöglichkeiten zu informieren und Kontakte. Eine studentische tekom-Mitgliedschaft ist kostenfrei und auch für die Messe könnt ihr bei uns kostenfreie Tickets anfragen. Wir sind auch beim careerHUB dabei, ihr könnt Katrin Thurnhofer beim Speed-Dating und an unserem Stand (2F21) kennenlernen und Lena, Madeleine und Franziska sind auch vor Ort als Referentin oder Standbetreuerin. Besucht uns einfach auf der tekom oder schaut auf unsere Karriereseite!
Und damit überlasse ich die Bühne meinen Kolleginnen:
Was hast du studiert und warum hast du dieses Fach gewählt?
Madeleine: Fremdsprachen haben mich schon immer fasziniert. Das hat mich zu meinem Bachelor im Fach „Anwendungsorientierte interkulturelle Sprachwissenschaft“ an der Uni Augsburg geführt – mit Englisch, Französisch und Russisch (und ein paar anderen Sprachen). Im Rahmen eines Seminars bin ich über das Thema maschinelle Übersetzung auf die Computerlinguistik aufmerksam geworden. Die Kombination aus Sprache(n) und Informatik fand ich wahnsinnig interessant. Deswegen habe ich dann meinen Master in „Sprachtechnologie und Fremdsprachendidaktik“ an der JLU Gießen absolviert.
Franziska: Direkt nach der Schule hatte ich wenig Ahnung, was ich machen wollte, aber da mir Englisch in der Schule immer Spaß gemacht hat, habe ich mich schließlich für ein Übersetzerstudium am IFA Erlangen/SDI München entschieden. Damals schwebte es mir vor, Bücher zu übersetzen – es stellte sich jedoch recht bald heraus, dass mir das gar nicht so viel Spaß macht wie gedacht. Jetzt bin ich mitten in meinem berufsbegleitenden Masterstudium der Technische Kommunikation und Lokalisierung. Aber mehr dazu später.
Lena: Ich war schon immer begeistert von verschiedenen Fremdsprachen, aber auch Fachwissen allgemein aus unterschiedlichen Bereichen. Ich habe daher zuerst „Angewandte Sprachwissenschaft“ und dann „Fach- und Medienübersetzen“ studiert, sodass ich mit einer Kombination aus Sprachen, Technik und Sprachtools ins Berufsleben gestartet bin.
War dir die Technische Kommunikation als Arbeitsfeld schon im Studium bekannt?
Madeleine: Die Branche ist mir zwar schon früher begegnet, z. B. bei Jobtalks an der Uni. Damals konnte ich mir noch nicht sehr viel darunter vorstellen und habe unterschätzt, wie abwechslungsreiche die Arbeit in diesem Feld tatsächlich ist.
Franziska: Von dem Berufsfeld Technische Redaktion habe ich zum ersten Mal bei einer Veranstaltung erfahren, bei der Absolventen des Übersetzerstudiums von ihrem weiteren Werdegang erzählt haben (interessanterweise waren die wenigsten tatsächlich Übersetzer). Auf mein Bachelorstudium folgten zwei Jahre Arbeit als Terminologin und Projektmanagerin, wo ich mir dann erst so richtig eine Vorstellung machen konnte, was Technische Kommunikation eigentlich ist. Nachdem ich zufällig vom berufsbegleitenden Online-Master „TCLoc – Technical Communication and Localization“ an der Uni Straßburg erfuhr und kurz darauf auch auf der tekom-Jahrestagung mit der Studiengangsleiterin sprechen konnte, entschloss ich mich kurzerhand mich einzuschreiben und ich mich auch beruflich in Richtung Technische Redaktion umzuorientieren. Zum Glück hatte ich bereits einige Kontakte bei doctima…
Lena: Erst ab dem Masterstudium so richtig, da ich mich mit dem Fachübersetzen und den Praxisanforderungen stärker auseinandergesetzt habe. Ich hatte auch einen Kurs zum Technischen Schreiben und war als studentische Hilfskraft an der tekom beteiligt, wo ich mit den aktuellen Themen in Berührung gekommen bin. Mittlerweile halte ich auch Vorträge an meiner Hochschule, um das Berufsfeld und seine Aufgaben unter den Studierenden frühzeitiger bekanntzumachen, da es eine sehr hohe Nachfrage auf dem Stellenmarkt gibt.
Was machst du genau bei doctima? Was sind deine wesentlichen Aufgaben?
Madeleine: In meiner täglichen Arbeit leite ich verschiedene Redaktions- und Beratungsprojekte und erstelle/überarbeite/standardisiere Anleitungen. Außerdem beschäftige ich mich mit Übersetzungsmanagement und Contentmanagement. Zudem führe ich ST4-Schulungen oder Coachings für Kunden durch.
Franziska: Ich unterstütze die Redaktion in verschiedenen Projekten, das heißt meistens erstelle ich Doku und Grafiken für unsere Kunden, oder mache die Qualitätssicherung. Ansonsten helfe ich, wo auch immer Aufgaben anfallen.
Lena: Ich bin Projektleiterin und Beraterin für Themen wie die Anwendung von ST4, Redaktionsprozesse, Standardisierung, Übersetzung und Terminologie. Als Projektleiterin habe ich die „typischen“ Projektmanagementaufgaben wie Zeitplanung, Budgetverwaltung und das Zusammenhalten der einzelnen Teilaufgaben. In meiner Funktion als Beraterin komme ich mit vielen Spezialthemen und -fragen von Kunden aus dem Redaktionsumfeld in Berührung, die z. B. die Umsetzung von Sicherheitsinformationen in der Doku, den Datenaustausch zwischen Terminologieverwaltungssystem und Redaktionssystem, dem Festlegen von Schreibregeln für standardisierte Anleitungen oder die Funktionsweise eines Translation-Memory-Systems betreffen. Zu diesen Themen halte ich auch Webinare oder Vorträge z. B. auf der tekom-Tagung.
Hat dich dein Studium gut auf deine Aufgaben hier vorbereitet? Was musstest du dir noch erarbeiten?
Madeleine: Mein Wissen über Linguistik, Kommunikation und Didaktik benötige ich so gut wie jeden Tag. Aber auch die technischen Kompetenzen aus dem Master, z. B. XML und Programmierung, erleichtern mir die Arbeit sehr. Im Bereich Übersetzung kann ich außerdem meine Leidenschaft für Fremdsprachen praktisch anwenden. Seit ich bei doctima arbeite, habe ich enorm viel dazugelernt, z. B. über Normen, über Technik/Maschinenbau, und nicht zuletzt über die Arbeit mit dem CMS.
Franziska: Da ich bei doctima ziemlich genau zwei Monate nach Beginn meines Masterstudiums angefangen habe, würde ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt als gut vorbereitet bezeichnen und es war logischerweise noch viel Neues dabei. Allerdings hatte ich ja zumindest schon Erfahrung in technischer Übersetzung, Terminologiemanagement, in Projektarbeit und im Kundenumgang muss ich sagen, und was das Fachliche angeht, muss ich sagen, dass sich die Kombination aus Studium und Praxis sich als sehr nützlich erwiesen hat. Mal kann ich die Studieninhalte viel besser nachvollziehen, weil ich sie schon aus der Arbeit kenne, und mal freue ich mich in der Arbeit, wenn ich auf etwas stoße, worüber ich doch die Woche vorher erst in einem Kurs an der Uni gehört habe. Allerdings ist es natürlich stressig, Arbeit und Uni unter einen Hut zu bekommen, und ehrlich gesagt freue ich mich schon, wenn dann endlich die Masterarbeit geschrieben und abgegeben ist.
Lena: Ich kann den Großteil der Inhalte aus meinem Studium anwenden, da ich eine tolle Kombi aus wissenschaftlicher Vorgehensweise und der praxisnahen Anwendungen hatte – Praktika und Nebenjobs waren aber ebenso hilfreich. Zum Einstieg bei doctima habe ich mich in redaktionelle Themen, das Beratungswissen und die Arbeitsweise mit dem Contentmanagement-System SCHEMA ST4 von Grund auf eingearbeitet. Was ich toll finde: Die Branche entwickelt sich stets weiter, sodass man immer wieder neues Know-how erarbeitet und sehr abwechslungsreiche Aufgaben bekommt.
Hast du Tipps für Absolvent:innen und Berufseinsteiger:innen, die gerne in unserer Branche arbeiten möchten?
Madeleine: Software-Kenntnisse in verschiedensten Formen lohnen sich enorm, vor allem wenn man nicht direkt Technische Redaktion studiert hat. Mit einem individuellen Skillset kann man sich hier gut ausleben und seine Stärken in verschiedenen Bereichen einbringen. Es lohnt sich also sehr, auch mal über den Tellerrand zu schauen. Außerdem sollte man sich nicht davon abschrecken lassen, wenn man keinen Ingenieur-Hintergrund mitbringt. Als Dienstleister steht man immer mit dem Kunden in Kontakt und kann so fachlich-technisches Wissen nach und nach aufbauen.
Franziska: Ich würde jedem empfehlen, schon möglichst früh die Branche kennenzulernen, um ein Gespür zu bekommen, welche doch recht verschiedenen Aufgabenbereiche es auch innerhalb des Felds der Technischen Kommunikation gibt. Sei es durch Praktika, Werkstudentenjobs oder die Teilnahme an Veranstaltungen wie der tekom-Jahrestagung, wo man viele wertvolle Kontakte knüpfen kann, die einem sicherlich später bei der Jobsuche weiterhelfen werden. Kleiner Tipp: bei der tekom-Tagung haben ja Studierende auch die Möglichkeit, ein paar Stunden als Tagungshelfer:in zu arbeiten, dann ist die Teilnahme an den anderen Tagen sogar kostenlos.
Lena: Meiner Erfahrung nach sind Absolvent:innen aus den Sprachwissenschaften und angrenzenden Fachgebieten sehr gut für den Quereinstieg geeignet. Am besten beschäftigt man sich während des Studiums schon mit den Themen, z. B. über Abschlussarbeiten im Unternehmen, Praktika und Mitarbeit bei der tekom-Tagung. Die Technische Kommunikation bietet sehr viele Weiterentwicklungsmöglichkeiten, sodass man seine eigenen Interessen und Schwerpunkte (wie bei mir Übersetzung und Terminologie) damit verknüpfen und einen Expertenstatus aufbauen kann.