Bei doctima haben wir neue Visitenkarten bekommen. Zugegeben, das ist jetzt nicht so die Brüller-Nachricht. Aber eine Sache dabei ist vielleicht doch für die große Runde interessant. Wir haben dieses Mal nämlich unserem Team völlig freigestellt, welchen Titel sie als Tätigkeitsbezeichnung wählen. Und das kam so …
Die Sache mit den Tätigkeitsbezeichnungen war aus unserer Sicht schon immer ein wenig unbefriedigend. Zum einen neigen wir nicht zum Overstatement – dieses Wort gibt es wirklich, irgendein Gegenteil zu Understatement muss es ja auch geben. Wir schreiben dann gerne bei einer Beraterin mit 20 Jahren Berufserfahrung so etwas wie „Technische Redakteurin“. Bei anderen Unternehmen steht dagegen z. B. „Junior Expert Technical Writing“ und dahinter verbirgt sich der Schülerpraktikant. So richtig aussagekräftig sind diese Tätigkeits- und Positionsbezeichnungen also wirklich nicht. Zum anderen war es unheimlich zeitaufwendig, eine Lösung zu finden, die marketingtauglich ist und alle zufriedenstellt.
Wenn die Leute, die die Visitenkarten bekommen, sich oft sowieso nichts unter der Jobbezeichnung vorstellen können, was ist dann der Sinn des Ganzen? Für uns ganz wichtig: So ein Titel kann ein Anlass sein, um ins Gespräch zu kommen: „Du bist Terminologe! Was macht man denn da, vereinbart man da Termine?“ Und schon ist man mittendrin im Quatschen. Damit man ins Gespräch kommt, muss man sich aber als der oder die Bezeichnete auch selbst wohlfühlen mit dem, was da so steht. Soweit also unsere Vorüberlegungen …
Damit sind wir dann ins Team gegangen und haben den Reigen eröffnet: „Jede(r) von euch kann sich selbst aussuchen, was ihr da stehen haben wollt. Es gibt nur zwei Regeln: Der Begriff muss englisch sein und darf nicht länger als zwanzig Zeichen werden.“ Englisch wollten wir deshalb, damit wir die Karten international verwenden können. Die zwanzig Zeichen waren als Anhaltspunkt gedacht. Später haben wir diese Regel dann doch aufgeweicht, weil manche knapp darüber waren und der Entwurf den Platz hergab.
Eine Regel hatten wir noch, haben diese aber nicht offen kommuniziert: „Du musst damit leben können!“
Nun haben wir bei doctima manchmal einen nicht unbeträchtlichen Hang zum Kalauer. Erwartungsgemäß kamen deshalb schnell Vorschläge wie „chief insultant“ oder „company clown“. Die wurden aber auch schnell wieder zurückgezogen, als wir nur gefragt haben, wie viel Stück wir davon drucken sollen und wie lange der Kollege denkt, dass er die Visitenkarten verwenden wird.
Ein wenig Sorgen hatten wir auch, dass möglichst hochtrabende Titel gewählt werden. Tatsächlich ist das aber nie passiert, weil wir erstens diesen mangelnden Hang zum Overstatement (siehe oben) haben und zweitens auch da allen schnell klar war, dass die Titel ernst genommen werden. Wer also „senior expert“ auf der Karte stehen hat, muss damit rechnen, dass er oder sie diese Position auch ausfüllen muss, wenn die Probleme haarig werden.
Was wir daraus gelernt haben: Es lohnt sich hier, wie auch in den meisten anderen Dingen, einfach auf die Kreativität und Kooperation im Team zu vertrauen. Klar, wir haben jetzt keine durchgängigen Bezeichnungen, die eine klare Hierarchie abbilden. Aber das passt ja ohnehin besser zu einem Konzern als zu einem dynamischen Unternehmen wie doctima, das ohnehin auf flache Hierarchien setzt. Gleichzeitig haben unsere Kolleginnen und Kollegen hautnah erlebt, wie schwierig es ist, passende Bezeichnungen zu finden. „Das ist aber echt schwierig, da was Passendes zu finden.“ – Solche Sätzen haben wir nicht nur von einem gehört.
Fazit: Alle sind zufrieden! Das Marketing, weil die Ergebnisse viel besser geworden sind, als wir sie uns selbst hätten überlegen können, und die Kolleginnen und Kollegen, weil sie ihre Tätigkeit so auf den Punkt bringen konnten, wie sie zu ihnen passt. Und das ist ja das Wichtigste.
Und falls sie sich fragen, was denn konkret dabei herausgekommen ist: Einfach eine Mail an unsere Kollegen oder Kolleginnen schreiben und sehen, was da so in der Signatur steht. Oder Sie besuchen uns auf einer der nächsten Veranstaltungen, z. B. in ein paar Monaten auf der tekom Jahrestagung 2022 und kommen mit uns einfach eine Runde ins Quatschen!