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Zugegeben, die Frage klingt ein wenig überflüssig? Was sollen Warnhinweise schon erreichen wollen? Dass der Nutzer:innen vor einer gefährlichen Handlung gewarnt wird, natürlich. Tatsächlich gibt es aber ein paar Ziele mehr, die mit Warnhinweisen erreicht werden sollen. Und das hat massive Auswirkungen auf die Anleitungen, manchmal auch negative.
Verhindern oder Anleiten?
Warnungen haben zunächst einmal zwei Varianten. Sie können dafür sorgen, dass Benutzer:innen etwas nicht tun. Oder sie können dazu anleiten, eine Handlung anders (also sicher) zu machen. Oft werden Warnungen so formuliert, dass sie zur ersten Variante passen
- „Nicht in die Schneidvorrichtung fassen.“
- „Die Sicherheitsvorrichtung nicht blockieren!“ usw.
Das ist natürlich im Prinzip richtig. In vielen Handlungssequenzen führt das aber dazu, dass der Handlungsablauf permanent von Warnungen unterbrochen wird. Das ist sogar einigermaßen erwartbar, denn bei jedem komplexen Produkt gibt es an einer Vielzahl von Stellen Gefahrenquellen.
Für die Benutzer hat das aber zwei dramatische Folgen:
- Die Handlungsanleitungen wird ständig durch Gefahreninformationen unterbrochen, die auffordern, etwas nicht zu tun. Bei den meisten Warnungen wäre der Benutzer vermutlich ohnehin nicht auf diese problematische Idee gekommen (z. B. in ein Schneidwerk zu greifen). Aber die Informationsaufnahme wird durch die Warnung unterbrochen und die Verständlichkeit sinkt.
- Die Vielzahl der Warnungen vor potenziellen Gefahren führt zu Verunsicherung. Letzten Endes entsteht der Eindruck „Das ist eine Höllenmaschine, am besten fasst man sie gar nicht an.“
Warnen oder Umbauen?
Kommen wir zum nächsten Aspekt der Warnhinweise. In manchen Anleitungen findet man Warnungen vor Handlungen, bei denen man sich fragt, warum diese überhaupt möglich sind. Wieso habe ich als einfacher Benutzer im laufenden Betrieb überhaupt die Möglichkeit, in ein Schneidwerk zu greifen?
In diesen Fällen liegt oft ein Produktmangel vor. Denn jede Gefahr, die durch die Konstruktion ausgeschlossen werden kann, muss auch konstruktiv beseitigt werden. Es reicht nicht aus, aus Kosten- oder Bequemlichkeitsgründen auf Schutzmaßnahmen zu verzichten und lediglich in der Anleitung vor der Gefahr zu warnen.
Schützen oder Absichern?
Neben der Funktion, Nutzer vor Gefahren zu schützen, haben Warnhinweise für manche Unternehmen noch eine versteckte Funktion. Denn im Schadensfall hilft ein Warnhinweis, Rechtsansprüche abzuwehren. Ist eine Warnung vor einer Gefahr in die Anleitung aufgenommen und der Benutzer hat sich nicht an die vorgeschriebene Vorgehensweise gehalten, so ist der Hersteller (im Normalfall) aus der Haftung entlassen.
Wegen dieser Absicherungsfunktion handeln manche Unternehmen deshalb nach dem Motto „Viel hilft viel!“ Sie tapezieren ihre Anleitungen dann mit allen erdenklichen Warnhinweisen, um nur jedes mögliche (und auch unmögliche) Haftungsrisiko auszuschließen. Tatsächlich kann diese Vorgehensweise aber auch nach hinten losgehen, wenn die Anleitung dadurch schwer verständlich wird. Dann entstehen neue Haftungsrisiken und die Absicherung durch (gezielte) Warnhinweise geht verloren.
Warnungen haben mehr Funktionen, als man im ersten Moment glauben möchte. Nicht jede dieser Funktionen trägt dazu bei, dass am Ende ein brauchbares Produkt oder eine sinnvolle Anleitung entsteht. Es lohnt sich deshalb genau hinzusehen, wie und in welchem Umfang Warnhinweise in Anleitungen eingesetzt werden. Sonst entstehen Lücken im Sicherheitskonzept, die mittelfristig dem Unternehmen schaden.