Sicherheitsinformationen und Warnhinweise gehören zu den Kerninhalten einer Technischen Dokumentation. Sie sorgen dafür, dass sich Produkte sicher verwenden lassen und weder die Produkte noch die Nutzer und Nutzerinnen zu Schaden kommen. Umso schlimmer, wenn bei den Sicherheitshinweisen etwas schiefgeht. Wir haben hier einmal fünf typische Fehler gesammelt, die in keiner Anleitung passieren sollten.
Fehler 1: Warnhinweise im allgemeinen Sicherheitskapitel
Zur Erinnerung: Das allgemeine Sicherheitskapitel ist ein Kapitel, das zu Beginn einer Anleitung umfassend zur sicheren Arbeit mit dem Produkt informieren soll. Das Entscheidende ist nun Folgendes: Das Sicherheitskapitel soll informieren, den Sicherheitsaspekt der Maschine in einen Gesamtzusammenhang stellen. Warnhinweise sind dagegen handlungsanleitend, sie sollen eine Handlungskette sicher steuern. In einem Sicherheitskapitel haben Warnhinweise deshalb nichts verloren
Fehler 2: Warnhinweis-Tapeten
Manchmal ähneln Anleitungen bunten (bzw. überwiegend blauen und roten) Tapeten, in denen sich Warnhinweis an Warnhinweis reiht. Dazwischen sind dann kurze Handlungsschritte, die sofort wieder von mehreren Warnhinweisen gefolgt werden.
Aus Nutzersicht ist das nicht nur unverständlich und unübersichtlich; es ist sogar gefährlich. Denn in der Fülle der Warnhinweise, die für jeden Schritt die immer selben Gefahren ständig wiederholen, verliert der Nutzer die Sicht auf den Gesamtzusammenhang. Dadurch steigt die Gefahr der Fehlbedienung und die Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer einen Warnhinweis übersehen, der an dieser Stelle wirklich relevant ist.

Eine Wand aus Warnhinweisen macht die Anleitung unleserlich.
Fehler 3: Warnhinweise als Hervorhebung
Manchmal findet man in Anleitungen Warnhinweise, die in Wirklichkeit nur eine Hervorhebung der Information ist. Natürlich gibt es gute Gründe, manche Informationen hervorzuheben. Der Warnhinweis ist dafür aber kein geeignetes Mittel. Denn nicht nur werden die Nutzer auf diese Weise verunsichert („Vor welcher Gefahr werde ich hier gewarnt? Was soll ich dagegen tun?“). Auch die echten Warnhinweise können in ihrer Funktion beeinträchtigt werden, weil die Nutzer sich daran gewöhnen, dass Warnhinweise vor keiner Gefahr warnen.

Warnhinweise sind nicht das geeignete Mittel, um Informationen hervorzuheben.
Fehler 4: Warnhinweise als Dauerunterbrechung
Warnhinweise als umfangreiche Kästen ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich. Das ist auch richtig so, kann aber im Extremfall dazu führen, dass die Anleitung unlesbar wird. Zur Erinnerung: Das Ziel einer Anleitung ist, zum sicheren Gebrauch zu befähigen. Wenn vor lauter Warnkästen der Überblick verloren geht, oder wenn die Benutzer sich nicht mehr zutrauen, das Produkt zu verwenden, dann hat die Anleitung ihr Ziel verfehlt.
Deshalb ist es wichtig, sich bei Warnhinweisen auf das absolute Minimum zu beschränken. Gefahren müssen zum Beispiel nicht bei jedem Handlungsschritt wiederholt werden. Es reicht aus, wenn sie durch Vorbereitungsarbeiten ausgeschlossen werden und die Nutzer dazu aufgefordert wurden, diese Vorbereitungen durchzuführen.
Fehler 5: Alles dreht sich um die Sicherheitsinformationen …
Denn das ist der Kern der Probleme im Sicherheitskonzept vieler Anleitungen: Es gilt eben nicht die Devise „Viel hilft viel.“ Wenn die Anleitung das Produkt „von der Gefahr her denkt“, dann verliert sie die wichtigste Funktion, die sie hat. Dadurch kommt es nicht nur zu Verwirrungen, es entstehen auch neue Haftungsrisiken.
Anleitungen sind also keine „Haftschutzversicherung“ gegen mögliche Regressansprüche. Sie müssen zum sicheren Gebrauch befähigen. Und manchmal verhindern Technische Redakteur:innen das, indem sie mit zu vielen Warnhinweise vermeintlich auf Nummer sicher gehen. Die richtige Balance zu finden, ist allerdings nicht immer einfach.
24.10.2022 | 16:30–18 Uhr | FreebieWebinar mit Johannes Dreikorn