Wie war das damals vor 25 Jahren bei der Gründung von doctima? Im 1. Teil unserer Reihe zum 25-jährigen Jubiläum ging es um die Gründung. In den Nullerjahren waren wir den Kinderschuhen schon entwachsen, das erste eigene Büro wurde bezogen und ein erster großer Kunde kam und blieb bis heute. Aber lesen Sie selbst …
Da waren wir also: Katrin Thurnhofer, Edgar Hellfritsch und ich – und die Idee, Technische Kommunikation auf ein neues Level zu heben … und mit nicht viel mehr. Zugegeben, wir hatten unser Know-how und das war nicht unbeträchtlich: Solides Wissen rund um die Technische Dokumentation (die damals noch in den Kinderschuhen steckte) und umfangreiche Kenntnisse und Fertigkeiten rund um Web und Multimedia (die damals den Kinderschuhen auch noch nicht entwachsen waren – ja genau, so schnell ändert sich das).
Gestartet haben wir dann in meinem Arbeitszimmer mit einem extrem leistungsfähigen Pentium II mit 32 MB RAM und einem CD-Laufwerk – damals sozusagen Hightech in Reinkultur. Außerdem hatten wir schon einen ersten Kunden von unserem Ansatz überzeugen können. Dieses Unternehmen war ein großes Software-Unternehmen, von dem ich mit Stolz sagen kann, dass es auch heute noch doctima-Kunde ist. Und so wurde es schon bald nötig, dass wir unsere ersten Büroräume bezogen.
Gute Büroräume in Erlangen zu finden ist nicht unbedingt ein Ding der Leichtigkeit. Coworking-Spaces oder Home-Office-Lösungen gab es damals noch nicht und die Flächen in den wenigen Start-up-Zentren waren heiß begehrt. Wir hatten allerdings viel Glück. Durch Katrins Kontakte konnten wir uns nahe der Erlanger Innenstadt in der Gerberei 19 einmieten, einem historischen Fabrikgebäude, in dem im 19. Jahrhundert die weltweit ersten Bleistiftspitzer produziert wurden.
Das Unternehmenszentrum Gerberei 19 hatte (und hat auch heute noch) ein interessantes Konzept. Denn die Vermietungsgesellschaft besteht aus einer Genossenschaft, bei der alle Mieter Genossen sind. Alle kennen sich und alle arbeiten gemeinsam daran, dass das Unternehmenszentrum vorankommt.
Branchenmäßig fanden wir in der Gerberei 19 einen breiten Mix vor: IT-Unternehmen, ein Reisebuchverlag, Architekten, Werbeagenturen, Künstler:innen, ja sogar ein Kachelofenbauer war dort vertreten (und ist es auch noch heute). Man kannte sich, schätzte sich und hat gelegentlich auch in Projekten zusammengearbeitet. So stammt auch unser geliebtes doctima-Logo von einem Designer aus diesem Haus.
Auch wenn uns heute die Nullerjahre wie die gute alte Zeit vorkommen: Geprägt war dieser Zeitraum von einer Fülle an Krisen. Manch einer prophezeite ja, dass zum Jahrtausendwechsel (der in Wirklichkeit erst ein Jahr später war) die Welt untergeht. Ist dann doch nicht so gekommen … Oder zumindest alle Computersysteme zusammenbrechen. Ist dann auch nicht so gekommen … Dass „der Islam“ nach 9/11 die Welt überrennt. Bisher ist auch das noch nicht passiert. Oder dass sich das Internet nach dem Dot-Com-Crash nie im breiten Markt durchsetzen wird. Auch das: Nicht so gekommen (obwohl für manche auch 15 Jahre später das Internet noch Neuland war). Auch den prophezeiten Zusammenbruch des Euro mussten wir nicht erleben. Aus dieser Zeit haben wir deshalb ein gutes Stück Zuversicht mitgenommen. Die meisten der prophezeiten Weltuntergänge haben uns dann doch eher an das Weltende von Jakob von Hoddis erinnert. Das war damals so und ist bis heute so geblieben.
Mit ein wenig Teamgeist und Kreativität lässt sich fast jede Krise packen. Deshalb ging es mit unserem (damals noch) kleinen Unternehmen stetig aufwärts. Wir wuchsen personell und mit den Aufgaben. Im Laufe der Jahre haben uns viele Kolleginnen und Kollegen begleitet. Ich bin froh und dankbar, dass einige dieser Wegbegleiter:innen auch heute noch bei doctima sind. Andere sind mittlerweile bei Kunden oder Partnern und uns auch heute noch freundschaftlich verbunden. Denn letzten Ende ist es das, was in einem Unternehmen zählt: Die Menschen, die es tragen und die seine Kultur ausmachen. Und da haben wir viel Glück gehabt!