Vielleicht geht es Ihnen auch so, wenn Sie Texte schreiben: Es gibt bestimmte Wörter, da stockt einfach der Tippfluss. Da muss man zweimal hinschauen und einmal nachdenken, ob sie denn so richtig geschrieben sind oder nicht.
Bei mir sind das etwa die Wörter Adresse, Akupunktur oder lizenzieren. Ab einem gewissen Alter (und das habe ich deutlich überschritten) sorgen Rechtschreibreformen zusätzlich für nachhaltige Verwirrung. Da wird aus dem mühsam eingeprägten „Stengel“ eben der „Stängel“, aus dem „daß“ ein „dass“.
Und dann kommen noch die Kommata dazu, der Satzbau, der Stil – Texte schreiben ist nicht ohne, auch wenn wir heute nicht mehr im Duden nachschlagen müssen; da gibt es mittlerweile einfachere Mittel. Eine Vielzahl an Sprachprüfungstools stehen uns auf unterschiedlichen Plattformen zur Verfügung, als Webseite oder Browser-Plugin oder direkt in Schreibsoftware wie MS Word.
Diese Tools sind extrem hilfreich und schnell zur Hand. Noch ehe man selbst den Fehler entdeckt hat, melden sie bereits, dass hier etwas nicht stimmt. Auch wenn sie bei der Suche nach Fehlern nicht frei von Fehlern sind und man ihnen nicht alles glauben darf, so hat die Technik bei der Sprachprüfung enorme Fortschritte gemacht.
Ein Tool, das sich durch besondere linguistische Intelligenz auszeichnet, möchte ich Ihnen heute vorstellen: WhatImean (oder kurz WIM) unseres Partners Congree. Congree ist in der Technischen Kommunikation bekannt für den Authoring Server, einem mächtigen Tool zur Sprachprüfung und Terminologie, das überall dort andockt, wo Content entsteht, ob in Word, InDesign oder in Ihrem Contentmanagement-System. Wir bei doctima sind große Fans dieser Software und haben dazu auch schon einige Webinare gehalten und Blogartikel geschrieben.
Mit WhatImean will Congree seine Sprachkompetenz nun auch einem breiteren Publikum kostenfrei zugänglich machen und die webbasierte Autorenunterstützung stärken. Gleichzeitig können die Entwickler:innen ihre Software durch die breitere Nutzung kontinuierlich verbessern.
Wie funktioniert WIM?
WIM ist nicht kompliziert zu bedienen: Website aufrufen, Text kopieren und einfügen und schon läuft die Prüfung. Die Rechtschreib- und Grammatikprüfung ist immer aktiv. Sie müssen also nichts einstellen dafür. Als Beispiel sehen Sie hier den ersten Absatz dieses Textes in der Prüfung, in die ich noch ein paar Fehler eingebaut habe.
So weit, so gut. Die alte Rechtschreibung wird bemängelt, war aber hier ja Absicht. Komma- und Rechtschreibfehler werden erkannt, auch falsche Wortendungen. Im Editor unten rechtes erhalten Sie gleich einen farblichen und prozentualen Indikator für Ihren Text. Rechts vom Editor sind die Vorschläge aufgelistet, die Sie durch einfaches Anklicken in Ihren Text übernehmen oder ablehnen können.
Ein kleiner Kritikpunkt: Das Wort „Stiel“ in der vorletzten Zeile ist hier natürlich falsch, wird aber nicht als falsch erkannt. Dass ich nicht den Besenstiel, sondern den Textstil meine, ist für ein Tool aber schwer zu erkennen.
Statt über die WIM-Website können Sie Texte über Browsererweiterungen direkt beim Schreiben testen, also direkt im Contentmanagement-System oder auf Social-Media-Plattformen. Geplant ist auch ein Plugin für Word.
Was aber zeichnet WIM noch aus? Das Tool geht noch weiter in der Prüfung, denn schließlich gibt es noch mehr Facetten bei einer Textprüfung als nur Rechtschreibung und Grammatik. Und hier kommen die Schreibziele ins Spiel.
Schreibziele in WhatImean
Auch in der Technischen Kommunikation schreiben wir nicht nur nüchterne Anleitungstexte. Texte für Social Media, Blogartikel, Newsletter und vieles mehr stehen auch auf der Tagesordnung von Redaktionen. Je nach Intention müssen wir also unseren Schreibstil anpassen. In WhatImean können Sie dafür fünf unterschiedliche Schreibziele aktivieren:
- Verständlich → Sind Formulierungen, Sätze und Wörter leicht zu lesen? Sind Sätze zu lang?
- Professionell → Klingen die Sätze zu salopp und umgangssprachlich? Werden untypische Formulierungen oder Abkürzungen verwendet?
- Auf dem Punkt → Sind die Formulierungen möglichst kurz? Bleibt die Zeichenzahl so gering wie möglich? Schwächen Wörter den Text ab?
- Inklusiv → Schließt der Text bestimmte Personengruppen aus oder verletzt sie sogar?
- Freundlich → Klingt der Text warm und positiv? Wirkt er deeskalierend?
Mit aktivierten Schreibzielen sieht auch die Prüfung gleich viel bunter aus:
Hier gibt es also mehr Punkte, die zu überprüfen sind, als bei einer reinen Rechtschreib- und Grammatikprüfung – und das ist auch gut so. Am besten testen Sie die einzelnen Schreibziele aus, um zur passenden Prüfung zu kommen.
Ein besonderes Feature ist die inklusive Sprachprüfung, denn hier geht es nicht nur um den Genderstern, wie viele vielleicht auf den ersten Blick vermuten.
Inklusives Schreiben mit WhatImean
Dass WIM nicht nur anhand von Wortlisten prüft, sondern hinter der Prüfung eine enorme linguistische Intelligenz steckt, wird besonders bei der inklusiven Sprachprüfung deutlich. Die Beispiele stammen übrigens aus unserem Webinar über WhatImean, das wir gemeinsam mit Congree angeboten haben und das Sie sich gerne als Aufzeichnung anschauen können.
Hier schlägt WIM neutrale Schreibweisen (Manntage → Personentage, Ärzte → Ärzteschaft) vor oder weist ggf. auf eine Gendermethode hin. Das aber alles nur an den Stellen, an denen es sinnvoll ist. „Frau Schmied“ muss nicht gegendert werden, die Berufsbezeichnung „Schmied“ ggf. schon. Auch die geografische Bezeichnung „Hessen“ ist natürlich geschlechtsneutral, bei den dort lebenden Menschen, den Hessinnen und Hessen, sieht das schon wieder anders aus. „Lautsprecher*innen“ fehlt zu Recht in der Vorschlagsliste, bei „Klassensprecher“ schlägt die inklusive Sprachprüfung dagegen an. Oft auch übersehen: das kleine Wort „jeder“, mit dem man je nach Funktion (Personalpronomen, Artikelwort) unterschiedlich umgehen sollte. Mit einer reinen Wortlistenprüfung käme man bei all den Beispielen nicht weiter.
Gendern ist aber nur ein kleiner Teil einer inklusiven Sprache, denn Diskriminierung kann in unterschiedlichen Dimensionen in der Sprache stattfinden:
- Soziale und ethnische Herkunft
- Körperliche und geistige Fähigkeiten
- Alter
- Religion und Weltanschauung
- Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität
Auch Verallgemeinerungen haben in einer respektvollen Kommunikation nichts zu suchen. All diese Punkte beachtet WIM bei der Prüfung:
Viel Power versteckt sich also hinter diesem kleinen Eingabefeld! Probieren Sie WhatImean doch einfach mal aus! Übrigens lohnt sich auch ein Blick in den WIM-Blog; dort gibt es regelmäßig Artikel mit jeder Menge Sprachwissen.
Nutzen Sie selbst Tools wie WIM beim Schreiben? Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen.