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Anfang November ist aus Grammatik-Sicht ein echter Meilenstein erreicht worden: Die Kultusminister-Konferenz (KMK) hat das „Verzeichnis grundlegender grammatischer Begriffe“ zustimmend zur Kenntnis genommen. Erarbeitet hat dieses Verzeichnis das Institut für deutsche Sprache (IdS), also quasi das Max-Planck-Institut für Linguistik. Jetzt im Januar hat das IdS die finale Version des Verzeichnisses vorgelegt.
Einheitliche Terminologie für den Deutschunterricht
Damit man das Ganze einschätzen kann, muss man wissen, dass der Vorgänger dieses Dokuments aus dem Jahr 1982 stammt. Es dient dazu, die grammatische Terminologie für den Deutschunterricht in den verschiedenen Bundesländern zu vereinheitlichen:
Ziel dieses Verzeichnisses ist es, Anhaltspunkte zu geben für die Konzeption von Lehrplänen und Schulbüchern für das Fach Deutsch. Als solches bietet es eine Grundlage zur Vereinheitlichung der Termini sowie des mit einem Terminus verbundenen Begriffsverständnisses.
(Kultusministerkonferenz)
Gefallen hat mir an dem Verzeichnis, dass sich auch die KMK langsam von der alten, überholten Phrasenstruktur-Grammatik löst. Viele des Fachbegriffe zeigen, dass der Trend hin zu einer valenzgrammatischen Betrachtung geht. Und Valenzgrammatik ist meiner Erfahrung nach deutlich einfacher zu erklären als die überkommenen Modelle aus der lateinischen Tradition.
Die einzelnen Termini sind erklärt und untereinander verlinkt. Erwartungsgemäß deckt der Bestand an Termini den Bereich der deutschen Grammatik gut ab. Phänomene in anderen Sprachen, die es im Deutschen nicht gibt, bleiben verständlicherweise ausgespart. Man findet dort also weder einen Eintrag zur Verlaufsform, noch zum Dual oder Ergativ.
Problematisch ist allerdings, dass etliche Begriffe auch mit der Erklärung nicht immer leicht zu verstehen sind. Ein Beispiel:
„Spezialverben sind eine heterogene Gruppe von→Verben, die mit einem →Vollverb in Form eines →Infinitivs das →Prädikat bilden. Sie haben besondere syntaktische und semantische Eigenschaften (beispielsweise modal, kausativ).“
Alles klar? Gemeint sind vermutlich Verben wie „brauchen“ in „Das brauchst du nicht aufzuschreiben.“ Sie verhalten sich teilweise wie Modalverben – eine eigene Kategorie ist deshalb für sie nachvollziehbar. Aber man muss halt erst einmal verstehen, was damit gemeint ist. Ich denke, dass es dem Verzeichnis gut getan hätte, wenn man jeden Eintrag auch mit einigen prägnanten Beispielen versehen hätte.
Was bringt das Ganze nun für die Technische Redaktion?
Zunächst einmal sind wir Technischen Redakteurinnen und Redakteure nicht Zielgruppe des Dokuments. Aber für unsere Arbeit kann ein Blick in das „Verzeichnis“ sinnvoll sein, wenn wir einen Redaktionsleitfaden erstellen, denn auch dort müssen wir uns entscheiden, welche grammatischen Begriffe wir verwenden wollen. Die Terminologie des KMK zu verwenden, hat dann mehrere Vorteile:
- Sie ist vollständig.
- Jeder grammatische Begriff ist vorhanden und erklärt.
- Die Terminologie wird in Zukunft an den Schulen (und Hochschulen) eingesetzt. Das bedeutet, sie ist zukunftssicher und allgemein verstehbar.
- Die Erklärungen der Begriffe können Sie per Copy&Paste in Ihren Leitfaden übernehmen. Sie müssen für Ihr Glossar also nicht aufwendig nachrecherchieren.
Fazit
Das „Verzeichnis grundlegender grammatischer Begriffe“ ist ein Dokument, das eine lange bestehende Lücke schließt. Obwohl es sich an das schulische Umfeld richtet, kann es auch Technischen Redakteurinnen und Redakteuren als wertvolle Ressource dienen.