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Alljährlich trifft sich die Community der angewandten Linguisten und Linguistinnen an wechselnden Orten, um sich zu den Neuheiten ihres Fachs auszutauschen. Jedes zweite – ungerade – Jahr verleihen wir dort unseren Preis für Abschlussarbeiten zum Thema „Berufliche Kommunikation“. Dieses Jahr ging es nach Sachsen-Anhalt, nach Halle genauer gesagt. Am Steintor-Campus der dortigen Universität war vom 18.-20.09.2019 Gelegenheit zum (angewandt-)linguistischen Austausch.
Der Preis
Mittlerweile haben wir bereits zum dritten Mal unseren Preis für wissenschaftliche Abschlussarbeiten verliehen. Ich fiebere jedesmal wieder mit, welche Arbeit es wohl schaffen wird und ich bin jedes Mal überrascht, wie breit das Themenspektrum der Arbeiten ist, die sich mit beruflicher Kommunikation befassen.
Preisträger der vergangenen Jahre:
- 2017: Dr. Simone Burel – „Identitätspositionierungen der DAX-30-Unternehmen: Die sprachliche Konstruktion von Selbstbildern“
- 2015: Dr. Jan Gerwinski – „Der Einsatzort im Kommunikationsvollzug. Zur Einbettung digitaler Medien in multimodale Praktiken der Navigation und Orientierung – am Beispiel der Feuerwehr“
Dieses Mal ging es um zwei Kernthemen unserer Zeit: (frühkindliche) Erziehung und Interkulturalität. Dr. Heidi Seifert leistet dazu einen wichtigen Beitrag mit ihrer Dissertation „Früher Fremdspracherwerb im Elementarbereich: Eine empirische Studie zu Erzieherin-Kind-Interaktionen in einer deutsch-englischen Krippeneinrichtung“. Hier im doctima-Blog wird sie uns zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer aus ihrer Arbeit berichten.
Bei unserem Preis gab es dieses Mal eine Neuerung. Bereits bei den letzten Malen waren uns studentische Arbeiten aufgefallen, die ein ausgesprochen hohes Niveau hatten und spannende Fragestellungen bearbeiteten. Allerdings schaffte es keine dieser Arbeiten auf das Siegertreppchen. Das ist letzten Endes nicht verwunderlich: Immerhin fließt schon fast naturgemäß in eine Bachlor- oder Master-Arbeit nur ein Bruchteil der Zeit und des Aufwands, den man für eine Dissertation betreibt. Deshalb haben wir uns entschlossen, dieses Mal und auch in Zukunft einen Sonderpreis für besonders gelungene studentische Arbeiten zu vergeben. Er geht in diesem Jahr an Alexa Wenisch für ihre BA-Thesis „English as a Business Lingua Franca – a Case Study from the FMCG Industry in Austria“. Herzlichen Glückwunsch auch an dieser Stelle an unsere beiden Gewinnerinnen!
Die Themen
Die Tagung stand wie immer bei den sogenannten Sektionentagungen nicht unter einem bestimmten Motto. Entsprechend vielfältig waren die Themen. 16 Sektionen, von denen jeweils 8 parallel stattfanden, diskutierten die neuesten Ergebnisse aus der Forschung. Für mich besonders erfreulich: Erstmals gibt es eine Sektion zum Thema Schreibforschung. Anwendbare Erkenntnisse zur Gestaltung von Schreibprozessen sind in unserem Beratungsgeschäft bei doctima immer willkommen. Ich bin schon gespannt, wie die Sektion sich in den nächsten Jahren entwickeln wird.
Außer den Schreibforschern habe ich die Sektion Mediendidaktik besucht; wie schon bei vorherigen Tagungen konnte ich hier wertvolle Anregungen für meine Trainings mitnehmen (und für unseren Bacheloranden Jonas). In der Sektion Fachkommunikation habe ich dann selbst einen Beitrag geleistet und eines unserer Projekte vorgestellt: Arbeitsschutzdokumente und anhand welcher Qualitätskriterien wir diese Dokumente optimieren. Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag hat mir gezeigt, dass nicht nur die Praktiker von einem Austausch mit der Wissenschaft profitieren, sondern auch der Rückfluss aus der Unternehmenswelt in die Hochschule zumindest bei den Forschern und Forscherinnen der GAL hochwillkommen ist.
Methodisch ist mir aufgefallen, dass sich die Veranstaltung langsam von dem klassischen Schema „20 Minuten Vortrag + 10 Minuten Diskussion“ fortbewegt. Für mich eine gute Entwicklung, denn ein Tag mit bis zu zwölf Vorträgen kann dann doch (für mich als Nicht-Wissenschaftler) sehr ermüdend sein. Da waren die verschiedenen Poster-Sessions, das kollaborative Arbeiten an gemeinsamen Sektionsberichten und die zahlreichen Kommentare auf Twitter doch eine angenehme Abwechslung – der Hashtag #gal2019 schaffte es sogar zeitweise in die Twitter-Trends von Deutschland!
Die Veranstaltung
Zu guter Letzt noch ein Lob an die VeranstalterInnen. Eingeladen hatte die Sprechwissenschaft und Phonetik der Universität Halle. Und die Organisation war rundum gelungen. Positiv fand ich die Tatsache, dass versucht wurde, die Nachhaltigkeit der Veranstaltung zu erhöhen, zum Beispiel indem alle Besucher beim Check-in eine wiederbefüllbare Flasche überreicht bekommen haben. Mit den verschiedenen leckeren Wassersorten (Gurke, Minze, Zitrone, diverse Kräuter) war schnell klar, dass Nachhaltigkeit nicht notwendigerweise einen Verzicht bedeuten muss. Ich habe die üblichen Catering-Fläschchen jedenfalls nicht vermisst.
Ach ja das Catering: Auch hier ein dickes Lob. Rund um die Uhr konnte man kleine Häppchen und diverses Backwerk haben. Lecker und auch hier wieder super organisiert. Da musste man sich regelrecht zurückhalten, um nicht komplett übersättigt auf den Abendveranstaltungen aufzutauchen.
Zu guter Letzt: Völlig geflasht war ich übrigens von der Performance vierer Studentinnen der Sprechwissenschaft, die mit einer sprechwissenschaftlichen Fuge und einer Interpretation von „The Lion Sleeps Tonight“ die Conference eröffneten. Damit könnten sie jederzeit professionell auftreten. Ich würde mir da auch einen ganzen Abend davon gönnen.