Nun ist die diesjährige Tagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik schon wieder vorüber. In mehreren Punkten war sie eine bemerkenswerte Veranstaltung. Aus unserer Sicht natürlich allein schon deshalb, weil wir dieses Mal – wie in jedem ungeraden Jahr – wieder zwei hervorragende Arbeiten aus der angewandten Linguistik prämieren durften. Unseren Nachwuchspreis Berufliche Kommunikation hat in diesem Jahr Dr. Alexander Holste erhalten für seine Arbeit zu Schreibprozessen bei Pflichtenheften. Herr Holste hat seine Forschung schon im letzten Jahr in einem Gastartikel für unseren Blog vorgestellt. Den Sonderpreis für ihre Masterarbeit erhält Patrizia Brosi. Sie untersuchte, ob sich Sprechängste durch Yoga lindern lassen. Wir gratulieren beiden Preisträgern herzlich und hoffen, dass sie ihre Arbeiten hier bei uns im Blog noch genauer vorstellen.
Doch zurück zur Tagung. Die GAL-Tagung in Würzburg war eine Konferenz, die aus meiner Sicht ein fast noch breiteres und interessanteres Themenspektrum aufwies als dies bei den ohnehin schon immer sehr interessanten Veranstaltungen der letzten Jahre der Fall war. Das war sicher ein Aspekt, warum die Veranstaltung mit fast 400 Teilnehmern und Teilnehmerinnen extrem gut besucht war.
Der wichtigste Unterschied aber: Nachdem im letzten Jahr coronabedingt die GAL-Tagung ganz entfallen musste, fand sie dieses Mal als Online-Konferenz statt. In der Wirtschaft sind solche Veranstaltungen mittlerweile zwar Standard. Für einen wissenschaftlichen Verband aus einem Fach, das nicht gerade über große Geldmittel verfügt, ist dies aber immer noch ein Novum. Ein Wagnis also, das aber auf ganzer Linie geklappt hat. Die Organisatoren hatten die Technik souverän im Griff. Bis auf wenige Kleinigkeiten sind mir keine nennenswerten Störungen aufgefallen.
Aber die Technik allein macht noch keine Konferenz. Ebenso wichtig ist es, das Veranstaltungskonzept überzeugend in das digitale Medium zu transponieren. Und hier haben sich die Veranstalter eine ganze Menge einfallen lassen. Neben den üblichen Vorträgen in den Sektionen gab es eine Fülle von interessanten (Zusatz-)Formaten: Podcasts, Podiumsdiskussionen, WorldCafés und Poster-Slams – viel Neues war zu sehen und Bewährtes wurde erfolgreich in die digitale Welt übertragen. Für die Rahmenveranstaltung hatten sich die Tagungsorganisatorinnen und -organisatoren sogar etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Wer wollte, konnte an einer Online-Weinverkostung teilnehmen und bekam ein Probierpaket nach Hause gesendet. So kam sogar ein wenig (wein)fränkisches Flair auf.
Insgesamt war die GALWUE21 also eine rundum gelungene Veranstaltung. Und auch wenn in Zukunft wieder Vor-Ort-Tagungen möglich sein werden, dürfte die eine oder andere digitale Ergänzung die Landschaft der angewandten Linguistik vielleicht auch in Zukunft bereichern.