Der Branche ist es nicht verborgen geblieben: Letzte Woche fand die tekom-Frühjahrstagung statt. Diesmal in Münster, was die Anreise zwar recht lange gestaltet hat. Dafür gab es aber die Gelegenheit, sich mit norddeutschen Kollegen zu treffen, die sonst oft unter langen Anfahrten leiden (und deshalb seltener zu sehen sind).
Das Drumherum …
Und ich muss sagen, mit Münster hat die tekom eine gute Wahl getroffen. Nicht nur wegen des ausgesprochen schmucken Stadtbilds – wovon man auf einer Tagung ja ohnehin lediglich in homöopathischen Mengen etwas mitbekommt. Auch der Veranstaltungsort war gut gewählt: Er war leicht erreichbar und bot mit kostenlosem Garderobenservice und W-LAN mehr als manch anderer Veranstalter. Das Catering war ebenfalls ausgezeichnet, wobei sich bei mir aber wieder einmal bestätigt hat, dass Rote Bete der natürliche Feind des Business-Hemds ist.
Am Rande notiert: Einen schönen Beweis, dass Technische Redakteure auch Humor haben, lieferte die tekom übrigens im Eingangsbereich zur Tagung mit einer wohlgeformten Kurzanleitung, wie man in diesem Foto bewundern kann.
… und die Inhalte
Inhaltlich war wieder einiges geboten. Die Keynote von Lutz Schumacher führte in die Tücken moderner Technik ein. Amüsant, aber an manchen Stellen hätte ich mir mehr Bezug zur Technischen Dokumentation gewünscht.
Das Rahmenthema „Mobile Dokumentation“ war gut gewählt und schon die Zahl der Beiträge zeigte, dass das Thema im Mainstream der Technischen Dokumentation angekommen ist. Höhepunkt war sicherlich die Vorstellung des tekom-Leitfadens, an dem auch unser Kollege Edgar Hellfritsch beteiligt war. Auffällig war beim Thema Mobile Dokumentation aber auch: Bisher fehlen noch immer die Killer-Applikationen. Die meisten der Präsentationen und Projektbeispiele beschränkten sich darauf, zu zeigen, „dass es geht“.
Positiv aufgefallen ist mir in diesem Zusammenhang hingegen ein Vortrag von Thomas Barnitzki (RWTH Aachen), der anhand eines Industrieprojekts aus dem Bergbau zeigte, wie man 3D-Anleitungen auf iPads bringt. Es war spannend zu sehen, dass solche Anleitungen nicht nur helfen können, Informationen anschaulich zu präsentieren, sondern auch interkulturelle Blockaden zu durchbrechen. Sein Fazit stimmt allerdings nachdenklich: „Überlegen Sie genau, ob Sie das brauchen, der Aufwand ist sehr hoch.“ und „Rechnen Sie mit dem spitzen Stift.“
Ebenfalls positiv: Der Vortrag von Martin Häberle (Lesegefahr.de), der sich einmal darüber Gedanken gemacht hat, ob Apps wirklich so selbsterklärend sind, wie immer behauptet wird, und wie ein intelligentes Hilfekonzept für Apps aussehen könnte. Denn bisher werden die Hilfen für Apps immer noch von den Entwicklern erstellt – Willkommen zurück in der Steinzeit der Technischen Dokumentation!
Abseits vom Thema mobil gab es noch Vorträge zu den Dauerbrennern strukturiertes Schreiben und Anwenderfreundlichkeit. Endlich einmal auch aus dem Blickwinkel leichte Sprache und barrierefreie Dokumentation, die uns hier ja auch schon gelegentlich beschäftigt hat. Hoffnungsfroh stimmt mich, dass die Workshop-Moderatoren Christian Lieske und Melanie Siegel sich mit der Frage beschäftigt haben, wie sich Texte in leichter Sprache mit Controlled Language Checkern unaufwändiger schreiben lassen. Vielleicht lässt sich ja so die Kostenneutralität erreichen, die die Teilnehmer in unserer Umfrage gefordert haben.
Bleibt noch unsere eigenen Tagungsbeiträge zu erwähnen. Ich hatte mich – wenig überraschend – mit einem Kurztutorial zum Thema „Keine Angst vor Blogbeiträgen“ zu Wort gemeldet. Blogs führen in der Technischen Dokumentation leider noch immer ein Schattendasein. Aber langsam scheint sich daran etwas zu ändern. Jedenfalls war das Interesse an meinem Tutorial so groß, dass aus Platzgründen Teilnehmer wieder gehen mussten. Für alle, die Pech gehabt haben: Wir haben die Folien zum Download auf der tekom-Tagungs-Homepage bereitgestellt.
Einschub von Edgar Hellfritsch
Mein Beitrag gab einen Überblick über Sicherheitsaspekte bei der Verteilung von Unternehmensinterna auf Mobilgeräte. Für meine Zuhörer schien das tatsächlich ein spannendes Thema zu sein: Obwohl ich – ins Mittagessen hinein – merklich überzogen habe, blieben sie fast alle bis zuletzt gespannt sitzen.
Markus’ Einschätzung zu Location und Inhalten der Tagung teile ich weitgehend, wenn auch ein oder zwei Vorträge bei mir vor allem den Erkenntnisgewinn brachten, dass wir bei dem Mobilthema, nun ja, im Vergleich ziemlich weit vorne dabei sind.
Zu guter Letzt eine Bitte an unsere Leser: Waren Sie selbst auf der tekom Frühjahrstagung? Wie war Ihr Eindruck? Und falls Sie nicht dort waren: Was hätten Sie gerne gesehen? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.
Hallo,
auch ich habe mich auf den Weg nach Münster gemacht. Dem positiven Resümee stimme ich im Prinzip zu, auch wenn ich weniger Glück mit den Vorträgen hatte. Die Level-Einteilung (Anfänger, Fortgeschrittene und Experten) spiegelt sich selten während der Veranstaltungen wieder – sprich der Inhalt bleibt auf Anfänger-Niveau kleben. Ebenfalls hatte ich das “Vergnügen” einem Tutorial beizuwohnen, welches sich als langer Vortrag entpuppte. Ich hoffe, dass hier die tekom noch mehr Aufklärungsarbeit leistet und mehr Vortragende den Mut finden, etwas Neues auszuprobieren und sich auch didaktisch ein paar mehr Gedanken machen.
Viele Grüße aus dem Norden,
Britta Görs