Vor der tekom kommen die Ausgaben Schlag auf Schlag. Kaum ist die Ausgabe 5 gelesen, liegt die 6. Ausgabe mit dem Schwerpunktthema „Inhalte vernetzen und verteilen“ bereits auf unseren Tischen. Bei Ihnen (noch) nicht? Dann hier die gute Nachricht: Diese Ausgabe gibt es frei verfügbar als PDF für alle.
Wie gewohnt gibt es von uns drei Kommentare zu Artikeln aus der Ausgabe 06/2022 – viel Spaß beim Lesen!
Michael Mann
Technical Writer
Die Zeit ist reif
Birgit Fuhrmann, S. 18-20
Birgit Fuhrmann berichtet über eine Studie (genauer: Vorstudie) zum Thema Online-Lesen. Basierend auf der Feststellung, dass Texte immer häufiger online gelesen werden, sollte der Leseprozess in diesem Medium analysiert und zukunftsträchtige Lösungen aus der Analyse abgeleitet werden. Durchgeführt wurde die Studie von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und einem Softwarehersteller, dessen Software „digitale Texte mithilfe einer Textauszeichnung verändern und so den Leseprozess beeinflussen“ kann (S. 18). Verglichen wurde im Laufe der Studie der Leseprozess von Studierenden, die als Testpersonen eine „Normalversion“ und eine „ausgezeichnete Version“ (im Sinne der Software) von Texten lasen.
Alles klar? Wesentlich mehr Informationen zu der „Auszeichnung“ werden nämlich leider nicht gegeben, so dass mir nach der Lektüre des Beitrags leider immer noch vollkommen unklar ist, wie die Texte verändert wurden, um eine Verbesserung beim Leseprozess zu erreichen (auch wenn diese laut Studienergebnissen in vielen Punkten erreicht wurde). Recht spät im Text werden Stichworte wie Zoomen, Helligkeit und Kontrast, „die Möglichkeit, im Text zu scrollen“ (welcher Online-Text bietet das nicht?) oder das Setzen von „Markierungen“ (welcher Art?) genannt.
So ist tatsächlich die einzige Erkenntnis, die ich aus diesem Beitrag mitnehme, die, dass laut den Befragungen im Lauf der Studie auch die heutigen Studierenden das Printmedium eigentlich immer noch bevorzugen – auch wenn sie de facto sehr häufig online lesen. Vielleicht erfahren wir nach dem Abschluss der Hauptstudie tatsächlich Konkreteres darüber, wie diese Online-Texte möglichst optimal gestaltet (oder: ausgezeichnet) werden können.
Markus Nickl
CEO
Fachlich und sachlich korrekt
Eva Tenschert, technische kommunikation 06/2022, S. 31-33
Ein sehr wertvoller Artikel, weil hier einmal der Blick auf einen wenig beachteten Aspekt in einem wenig beachteten Prozessschritt fällt: Review, Qualitätssicherung, Korrektur – wie immer man es auch nennt, in der Technischen Redaktion ist das zwar wichtig, steht aber meistens nicht im Fokus. Und in diesem ohnehin wenig beachteten Arbeitsschritt wird oft noch weniger über das fachliche Review nachgedacht.
Deshalb ist es enorm hilfreich, dass Eva Tenschert hier einmal diesen Aspekt genauer in den Blick nimmt. Sie zeigt Aspekte der Auswahl auf, wie man Fachleute für das Review findet. Und sie liefert Qualitätskriterien für den Reviewprozess. Besonders gefallen hat mir ein Satz, den auch die tk-Redaktion im Layout herausgehoben hat: „Reviewkommentare sind für die Technische Redaktion in erster Linie Recherchematerial“. Das kann man gar nicht zu stark betonen. Denn oft herrscht ja die Meinung, die Fachleute schreiben die Fehler auf und die Redaktion trägt das nur noch in das Dokument ein. Spätestens wenn man den Artikel gelesen hat, weiß man, das ist keineswegs so.
Madeleine Reiter
Technical Writer
Das Schlimmste zu Ende denken
Mathias Maul, technische kommunikation 06/2022, S. 51-52
Wer kennt es nicht: Man liegt nachts wach oder schläft nur schlecht, weil die Gedanken ständig um das eine Thema kreisen? Der beschriebene Ansatz des konstruktiven Pessimismus klingt da vielversprechend. Alle möglichen guten und schlechten Zukunftswege durchdenken und aufschreiben. Das ist eine spannende Idee sowohl für den Beruf als auch für das Privatleben.
Nur in der Umsetzung wird es für den ein oder anderen vermutlich etwas schwierig. Im beruflichen Kontext muss zunächst Zeit dafür freigeschaufelt werden. Dazu kommt die Frage: Wie kann ich beurteilen, ob ich wirklich an jeden erdenklichen Verlauf gedacht habe? Ein gemeinsames Brainstorming könnte dabei bestimmt helfen.
Ob gemeinsam oder allein – bestimmt sollte man gut überlegen, wie weit man tatsächlich denken möchte. Nicht, dass man sich mit den imaginären Resultaten nur noch weiter verunsichert. Daher halte ich den Hinweis, auch positive Wege einzubeziehen, für besonders wichtig, um nicht vollends ins Schwarzmalen zu verfallen. Auf alle Fälle werde ich dieses Gedankenspiel bei der nächsten Gelegenheit ausprobieren.
Haben Sie die neueste Ausgabe der tekom-Zeitschrift schon gelesen? Wir freuen uns auf den Meinungsaustausch mit Ihnen!
Coverfoto Zeitschrift: © tcworld GmbH