Inhaltsverzeichnis
Im zweiten Teil unserer weihnachtlichen Leseempfehlungen für Technische Redakteur*innen spannen wir einen sehr weiten Bogen: Von Paarreimen über Schimmerschimmel bis zu philosophischen Betrachtungen über die Eleganz des Igels. Da müsste doch für jeden was dabei sein!
Viel Spaß und schöne Lesestunden wünscht Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Kolleg*innen das gesamte doctima-Team!
P.S: Einen Überblick über alle Beiträge finden Sie am Ende des Artikels. Haben Sie selber einen Buchtipp? Schreiben Sie ihn gerne in die Kommentare. Auch dazu finden wir sicher einen Twist zur Technischen Redaktion.
Eugen Roth: „Ein Mensch: Heitere Verse“
Vorgestellt von Johannes Dreikorn (Projektkoordinator)
In einfachen Paarreime lässt Eugen Roth den Menschen Höhen und Tiefen überwinden. Bei so mancher beschriebenen Unart, muss man zum Ende des Gedichts schmunzeln – je schlimmer umso mehr.
Ich werde mich über die Weihnachtstage erneut an Eugen Roths genialen Beobachtungen in Versen erfreuen. Wahrscheinlich mit einem Glas Wein in der Hand – und dann fallen mir so lustige Verse ein wie „Ein Mensch, der sich die Hand verbrennt, weil er nicht das Handbuch kennt“.
Warum Technische Redakteur*innen „Ein Mensch: Heitere Verse“ lesen wollen? |
Warum Technische Redakteur*innen „Ein Mensch: Heitere Verse“ lesen wollen?Mal abgesehen von dem launigen Dokumentationsreim… Sollte man als Technischer Redakteur nicht auch einmal darüber nachdenken, ob Verse – wie in den 50er Jahren – ihren Platz in der Dokumentation haben sollten? Wohl besser nicht… |
Walter Moers: „Die Stadt der Träumenden Bücher“
Vorgestellt von Sarah Gründling (Werkstudentin)
Bei meinem Lieblingsbuch handelt es sich um „Die Stadt der Träumenden Bücher“ von Walter Moers – man kennt ihn vielleicht eher durch seine Figur des ‚Käpt’n Blaubär‘. Moers holt wunderschöne Wörter der deutschen Sprache aus der Versenkung oder erfindet sie neu, um sie dann mit einer Geschichte getränkt von Fantasie und Einfallsreichtum zu verknüpfen.
Hildegunsts Abenteuer nimmt im zweiten Drittel des Buches Fahrt auf, nachdem er in die Katakomben von Buchhaim gezogen wird. Auch der Leser kann sich dem Bann der Katakomben nicht entziehen, wenn er Geschöpfen wie den „schrecklichen Buchlingen“ begegnet, durch Szenarien wie den „Wald der Kristalle“ wandelt oder durch dunkle Tunnel die nur von Schimmerschimmel (eigens von den Rostigen Gnomen gezüchtet) beleuchtet werden. Der subtile Humor, welcher z. B. in der Namensgebung seiner Charaktere wie „Phistomefel“ oder „Ojahnn Golgo van Fontheweg“ (Anagrame) zum Vorschein kommt, tut dann sein Übriges.
Diese 450-Seiten-Liebeserklärung an die Literatur und Bücher lässt das Wort-liebende Herz eines Bücherwurms (oder in ausgewachsener Form: Bücherdrachen) höher schlagen.
Warum Technische Redakteur*innen „Die Stadt der Träumenden Bücher“ lesen wollen? |
Warum Technische Redakteur*innen „Die Stadt der Träumenden Bücher“ lesen wollen?Ein riesige Sammlung von Schriftstücken, die keiner liest (weil sie schlafen) – muss ich noch mehr sagen? Klingt das nicht verdächtig nach Dokumentation…? |
Muriel Barbery: „Die Eleganz des Igels“
Vorgestellt von Sibyl Wright (Technische Redakteurin)
Der Roman dreht sich hauptsächlich um zwei Einzelgängerinnen: Renée, 54 und Paloma 12 Jahre alt. Beide leben in einem Pariser Wohnhaus, das von versnobbten Oberschichtenfamilien bewohnt wird. Renée ist die Hausmeisterin und Paloma die Tochter einer der Familien.
Nach außen erfüllt Renée alle gültigen Klischees über Hausmeisterinnen. Hinter der Fassade der tumben und hässlichen Concierge versteckt sich aber eine Perle. Renée ist unglaublich kultiviert, liest heimlich philosophische Bücher, hohe Literatur und genießt Werke über Kunst. Paloma ist ein hochintelligentes 12-jährige Mädchen, das von der Oberflächlichkeit vieler Menschen gnadenlos enttäuscht ist. Um der hoffnungslosen Welt des Scheins zu entfliehen, beschliesst sie, sich an ihrem 13. Geburtstag umzubringen. Bis dahin führt sie Tagebuch. Als eines Tages ein reicher Japaner in das Haus einzieht, bleibt nichts mehr, wie es war.
Es ist ein sehr bewegendes Buch, das auf der einen Seite manche Haltungen und Überzeugungen der oberen Klassen scharf kritisiert und auf der anderen Seite dem Leser zeigt, dass Sensibilität für Kunst nicht zwangsläufig denjenigen vorbehalten ist, die Zugang zur Bildung haben. Auch die philosophischen Betrachtungen der Protagonisten haben immer eine konkrete Alltagssituation zum Ausgangspunkt. Zentrale Themen wie Familie, Freundschaft und Tod werden in unerwarteter Weise thematisiert. Es wirkt nach… Ich habe es mehr als einmal gelesen, nicht zuletzt weil es total witzig und zugleich tief berührend ist. Und sprachlich: einfach ein Genuss (wobei ich die Originalfassung in Französisch gelesen habe. Frankophile Freunde fanden es aber auch Klasse).
Warum Technische Redakteur*innen „Die Eleganz des Igels“ lesen wollen? |
Warum Technische Redakteur*innen „Die Eleganz des Igels“ lesen wollen?Als Technische Redaktion sollte man sich nicht einigeln, sondern für die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen öffnen. Dann können erstaunliche Dinge geschehen. |
Hallo, liebes doctima-Team,
vielen Dank für die Empfehlungen! 🙂
Hier kommt meine Empfehlung: Hummeldumm, von Tommy Jaud (am liebsten als Hörbuch, die Charaktere sind herrlich gesprochen)
Inhalt in einem Satz: Eine Urlaubsreise nach und in Namibia, die für den Protagonisten deutlich holpriger und unentspannter verläuft, als er sich das gewünscht hätte.
Der Bezug zur Technischen Redaktion: Naja, wann läuft ein Projekt schon so, wie man es sich wünscht…? 😉 Und natürlich: Der Abschied von der Illusion, dass überall auf der Welt das Internet einwandfrei läuft – das Thema “(interkulturelle) Kommunikation” und was sich alles verhindern ließe, würde man von Anfang an offen kommunizieren – die Erkenntnis, dass sich viel Ungemach vermeiden lässt, wenn man rechtzeitig einen genaueren Blick in die verfügbaren Unterlagen wirft – … (da gibt’s sicher noch mehr :-))
Vielen Dank für den Tipp – und dann auch gleich mit so vielen Gründen! Perfekt!
Frohe Weihnachten!