Technische Redaktion – ein Sammelbecken für Quereinsteiger. Zunehmend gibt es aber auch Leute, die den geraden Weg gehen; bei mir zum Beispiel mit einem Masterstudium an der Hochschule Merseburg. Deshalb dachte ich mir, ich wende mich heute mal an alle, die sich fragen, ob Technische Redaktion für sie das Richtige ist, und versuche mich an der Berufsberatung.
1. Du bist diejenige, die immer sagt „Hast du mal in die Anleitung geschaut?“
Diesen Satz sagst du zu jedem in deinem Umfeld, der seine neueste technische Errungenschaft nicht versteht. Denn du weißt: Die Anleitung wurde schließlich nicht umsonst geschrieben. Und meist löst sie das Problem besser als irgendwelche Internettipps.
Und wo wir schon dabei sind: Du bist auch die- oder derjenige, die/der jede Anleitung aufhebt, sich die guten heraussucht und die schlechten heimlich korrigiert – oder wenigstens darüber ablästert.
Und darüber hinaus heißt es nach deiner Meinung …
2. … „Studieren geht über Probieren.“
Klar, ein wenig Risiko macht auch mal Spaß. Die Bohrmaschine kann man bestimmt auch mal benutzen, um das neue Tapetenweiß anzurühren. Aber Sicherheitshinweise zum Beispiel werden ja nicht zum Spaß angebracht, wie man im Studium lernt. Sie sind eine Wissenschaft für sich und gar nicht so einfach zu erstellen. Und auch vieles andere erledigt sich nicht „mit einer flotten Schreibe“, sondern ist solides Handwerk.
3. Du suchst gern die Nadel in der Suppe
Äh. Das Haar im Wald. Beziehungsweise das Salz im Heuhaufen. Ach, das gibt’s doch nicht!
Was ich damit sagen will: Du liebst Sprache. Und du kannst richtig ungemütlich werden, wenn ebendiese misshandelt wird. Das kommt dir zugute, wenn du Texte zu Immobilienfonds oder Werkzeugmaschinen lektorierst. Wo es unverständlich wird, greifst du ein und klärst mit den Entwicklern die Stellen, die überarbeitet werden sollten.
Und jetzt zu den weniger offensichtlichen Dingen …
4. Du magst Listen …
a) Alphabetische Listen
1. Nummerierte Listen
• Listen mit Punkten und
√ ganz besonders die mit Häkchen!
Und zu Recht. Listen sind die Helden des Alltags, auch in der Technischen Redaktion. Genauso wie man zu Hause aufräumt, wenn man sonst im Chaos versinkt. Listen strukturieren Projekte, Aufgaben, Kriterien usw. Und sie können ganz subtil sogar für eine funktionierende Qualitätssicherung sorgen.
5. Du brauchst Abwechslung
Im Büro, auf dem Schreibtisch, auf deinem Monitor.
Und die bekommst du, das garantiere ich dir. So viel Abwechslung wurde dir das letzte Mal mit sechs Jahren im Bällebad bei IKEA geboten. An einem Tag erklärst du Steuersoftware, am nächsten die Funktionsweise einer Pumpe oder eines Panzers. Und du findest diese ganzen unbekannten Fachbegriffe, Funktionen und Zusammenhänge jedes Mal aufs Neue spannend. Außerdem kann dich irgendwann keiner mehr auf dem Gebiet Allgemeinwissen schlagen. Jauch kann einpacken.
Du willst noch mehr Gründe?
Mir fallen noch viele Punkte ein, die hier folgen könnten. Zum Beispiel, dass du gern über den engen Tellerrand der eigenen Abteilung hinausblickst. Denn Technische Dokumentation ist eine echte Querschnittsaufgabe, bei der man mit allen möglichen Bereichen im Unternehmen in Kontakt kommt.
Letzten Endes kann man nur in der praktischen Arbeit sehen, was einem am meisten Spaß macht. Für mich ist es die Kombination von Sprache, Technik, Anwenderorientierung und vor allem, Projektziele gemeinsam mit einem Team zu erreichen. Ich jedenfalls fühle mich als Technische Redakteurin pudelwohl.