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Mit dem Europäischen Green Deal wollen die 27 EU-Mitgliedstaaten bis 2050 klimaneutral werden. Was erst einmal wie eine reine Nachricht klingt, wird Technische Redaktionen in den nächsten Jahren vor neue Herausforderungen stellen. Grund genug, dem Thema Nachhaltigkeit eine eigene Ausgabe der technischen kommunikation zu widmen.
Wie gewohnt gibt es von uns drei Kommentare zu Artikeln aus der Ausgabe 01/2023 und dazu einen Blick auf unseren eigenen Beitrag in der Zeitschrift – viel Spaß beim Lesen!
Johannes Dreikorn
Senior Consultant / COO
Grundsätzlich konsistent
Roland Schmeling & Mareike von der Stück, technische kommunikation 01/2023, S. 30-34
Jawoll – es gibt so etwas wie kontraproduktive Konsistenz. Versuche, Dinge in unserer Technischen Kommunikation zwangsweise einheitlich zu gestalten, ohne Blick auf die Folgen. Was die Autor:innen in ihrem Artikel ansprechen, begegnet mir in der Beratung aktuell ganz stark im Bereich der Warnhinweise und Sicherheitsinformationen.
Viele unserer Kunden sind mit der Art, wie sie ihre Warnhinweise gestalten, schlicht unzufrieden. Was trotz SAFE-Prinzip, ANSI-Konformität und XML-Redaktionssystem als Ergebnis rauskommt, mag formal korrekt sein – im Ergebnis ist es schlicht unverständlich und birgt die Gefahr der Nicht- oder sogar Fehlinformation.
Deswegen ist es so wichtig, bei der Standardisierung von Inhalten und Prozessen mit Kompetenz, Augenmaß und Kreativität ans Werk zu gehen. Normen wie die oben schon angesprochene ANSI Z535.6 zum Beispiel oder die DIN EN IEC/IEEE 82079-1 sind dabei Leitplanken und wichtige Impulsgeber. Sie müssen und wollen aber in eine konkrete Produkt-, Unternehmens- und Anwender:innen-Welt heruntergebrochen werden.
Übrigens: Bei uns gab es just zum Thema Warnhinweise ein ganz neues und kostenfreies Webinar, das Sie natürlich nachsehen und -hören können. Da zeige ich, wie das aussieht: Standardisierung und redaktionelle Intelligenz im Verbund mit einem Redaktionssystem.
Markus Nickl
CEO
Informationen gewinnen an Wert
Dr. Martin Ley, technische kommunikation 01/2023, S. 48-53
Sehr schöne Darstellung, die einen guten Wegweiser durch den Begriffswirrwarr rundum smart information bietet. Besonders Einsteiger:innen werden von diesem Artikel profitieren, da hier anschaulich die verschiedenen Konzepte (Glossar, Thesaurus, Taxonomie, semantisches Netz und Ontologie) dargestellt werden. Gefallen hat mir auch die Priorisierung verschiedener Stufen. Es leuchtet ein, Taxonomien und semantische Netze als Zwischenstufen zu behandeln (und gegebenenfalls zu überspringen).
Ein Wort der Warnung ist zu guter Letzt aber angebracht: Das Modell ist in der vorgestellten Form schlüssig und kann helfen, smart information auf den Weg zu bringen. Allerdings verbergen sich in der Realität noch eine Fülle von Fallstricken (z. B. wenn sich Begriffe innerhalb eines Unternehmens nach Bereichen unterscheiden). Smart information ist eben nicht nur die theoretische Abbildung von logischen Beziehungen. Sie bedeutet einen Change-Prozess, zu dem das Unternehmen bereit sein muss bzw. bereit gemacht werden sollte.
Madeleine Reiter
Technical Writer
Wo bitte geht’s zur Information?
Peter Oehmig, technische kommunikation 01/2023, S. 35-40
Herr Oehmig behandelt in seinem Beitrag viele essenzielle Aspekte zum Thema Navigation in der technischen Dokumentation. Gute Navigation ist für erfolgreiche Dokumentation ein Muss. Denn nur, wenn sich Leser zurechtfinden, erzielt die Doku ihren Zweck.
Auch wenn eine gute Navigation unabdingbar ist, ist sie leider kein Allheilmittel. So stellt der Autor ganz richtig fest, dass die Informationsmenge einen wichtigen Faktor darstellt. Ist ein Dokument zu umfangreich oder ungenügend strukturiert, dann hilft auch die beste Navigation nicht viel.
Zusammenhängend damit wird auch das Thema Screenshots aufgenommen, die oft zu viele unwichtige Informationen enthalten und daher laut Oehmig reduziert eingesetzt werden sollten. Das kann ich so nur unterschreiben. Screenshots sind in der Software-Dokumentation ein Dauerthema. Denn oft rauben sie nicht nur Platz und die Aufmerksamkeit der Nutzer, sondern verursachen auch häufig enormen Zeitaufwand in der Redaktion. Dies ist vor allem bei sprachspezifischen Screenshots der Fall. Screenshots sind also nicht nur zusammenhängend mit Navigationskonzepten wichtig, sondern auch ein eigenständiges Thema, das unsere Aufmerksamkeit verdient.
Artikel aus dem Hause doctima
Ein Klassiker wird modern, Dr. Markus Nickl, S. 16-17
In seinem Sprachtipp widmet sich Markus Nickl in dieser Ausgabe einem Klassiker der sprachdidaktischen Mittel: dem Glossar. Als gedruckte, lineare Dokumente spielen Glossare in Technischen Redaktionen kaum mehr eine Rolle. Zu hoch sind die Aufwände für Druck, Bereitstellung und Übersetzung. Anders sieht es aus, wenn diese Sammlungen von Worterklärungen digital bereitgestellt werden. Aus modularem Content im CMS erstellt oder aus dem Terminologiemanagement übernommen, reduziert sich der Aufwand drastisch. Die Benutzer:innen freuen sich über Begriffsdatenbanken oder Tooltipps, die bei Bedarf weiterhelfen.
Glossare können so gleich verschiedene Rollen spielen: Begriffe erklären, ein gemeinsames Verständnis aufzubauen oder unternehmensintern, um ein Team mit der eigenen Terminologie vertraut zu machen. Modern gedacht, können (und sollten) Glossare also ein Bestandteil der Content-Strategie von Technischen Redaktionen sein.
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Coverfoto Zeitschrift: © tcworld GmbH