Inhaltsverzeichnis
„Kannst Du da bitte mal kurz drüber schauen?“ Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht eine Kollegin oder ein Kollege auf mich zukommt und mich bittet, einen Text, ein Dokument oder ein anderes Projektergebnis gegenzuchecken. „Na klar, das bringe ich heute oder morgen auf jeden Fall unter!“, ist meist die Antwort, die ich gebe, denn Qualitätssicherung in Teams, also Korrektorat und Lektorat gehören in unseren Arbeitsprozessen bei doctima zum Standard.
Was soll’s denn sein?
Das „mal kurz“ hat allerdings einen Haken. Und das ist meist nicht ein zeitlicher, sondern ein inhaltlicher.
Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Eine Trainer-Kollegin hat einen PowerPoint-Foliensatz fertiggestellt für ein neues Seminar. Was genau soll ich für sie prüfen? Geht es ihr um Rückmeldung zur „Basisqualität“, also die Themenbereiche Rechtschreibung, Grammatik und Umbruch – das, was man fachsprachlich mit „Korrektorat“ bezeichnet. Oder möchte sie auch Feedback zur Verständlichkeit, Didaktik und zur fachlichen Stimmigkeit? Dann wären wir zusätzlich im Bereich „Lektorat“ unterwegs.
„Was konkret soll ich prüfen?“ – wenn ich über Qualitätssicherung nachdenke, ist das die zentrale Frage, die für jeden Arbeitsauftrag geklärt sein muss. Und daraus ergibt sich alles Weitere.
Weil diese Frage so wichtig ist, haben wir uns bei doctima speziell für die Qualitätssicherung von klassischen Informationsprodukten in unserem Team eine Systematik zurechtgelegt, die so aussieht:
Und natürlich: Wenn es in Kundenprojekten spezifische Qualitätsvorgaben gibt – und das ist meistens der Fall –, gibt es auch einen entsprechend spezifischen Kriterienkatalog für die Qualitätssicherung. Der sieht für ein Software-Tutorial anders aus als für eine mobile Service-App oder eine intelligente Online-Hilfe. Und meine Kolleg*innen mit Entwicklungsaufgaben gehen mit dem Thema Qualitätssicherung noch einmal anders um.
Mit unverstelltem Blick
Sobald das „Was“ geklärt ist, stellt sich gleich eine weitere Frage: Wer ist die geeignete Person, um die spezifischen Qualitätskriterien zu prüfen?
Ich bin in der angenehmen Situation, dass ich hier bei doctima eine relativ große Auswahl habe. Ich kann mir aussuchen, welche fachliche Qualifikation und Erfahrung ich benötige.
Je projektspezifischer die Qualitätsvorgaben sind, desto besser müssen die QS-Verantwortlichen mit den jeweiligen Projektinhalten, Verfahrensweisen und Anforderungen vertraut sein. Aber sie dürfen nicht zu tief drinstecken. Sonst fällt etwas weg, das für das „zweite Paar Augen“ wichtig ist: Ein unverstellter Blick, der Abweichungen vom gewünschten Ergebnis wirklich ausfindig machen kann, und nicht aus lauter Gewohnheit mit der Materie die qualitätskritischen Details einfach übersieht.
Mit System – aber bitte nicht over-engineered
Was soll geprüft werden? Wer macht das am besten? Das haben wir geklärt. Jetzt bleibt noch eine letzte Frage: Wie soll die Prüfung stattfinden?
Zentraler Bestandteil unserer Prüfprozesse sind natürlich Tools. Tools können z. B. Checklisten sein, die projektspezifische Qualitätsanforderungen in Vorgabe- und Nachweisdokumente überführen. Checklisten sind ungeheuer praktisch, weil sie sich leicht erstellen lassen und weil sie mit dem Projekt wachsen bzw. verändern können. Sie sind quasi das Qualitäts-Gedächtnis in einem Projekt.
Wo möglich nutzen wir zur Qualitätssicherung Software. So kommen Controlled Language Checker wie Congree zum Einsatz, Terminologie-Prüfsoftware und – wo wir ein CMS verwenden – die systeminternen Werkzeuge eines CMS. Im Falle von SCHEMA ST4 z. B. unser ContentRuleset – ein umfangreicher Satz an Prüfroutinen auf Basis der Abfragesprache Schematron.
Werkzeugmäßig sind wir also recht gut aufgestellt. Und angesichts der Projektumfänge und der Komplexität der Aufgaben würde Qualitätssicherung in unseren Projekten ohne Tools überhaupt nicht mehr funktionieren. Weder inhaltlich noch zeitlich.
So wichtig Tools sind für die strukturierte und formalisierte Qualitätssicherung: Sie sind kein Allheilmittel. Manchmal ist der Einsatz von Tools einfach zu aufwändig. So würde es sich für ein 50-seitiges Expertenhandbuch – gespickt mit sehr spezieller Fachterminologie – nicht lohnen, einen vollumfänglichen, hochautomatisierten Terminologie-Prüfprozess aufzubauen; zumal, wenn Kunden keine definierte Terminologie liefern können. Das ist unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten nicht darstellbar. Und genauso macht der Einsatz von Prüftools keinen Sinn, wenn die Tools die wirklich entscheidenden Qualitätsdimensionen für ein Projektergebnis nicht zielgenau prüfen können.
In die Menschen investieren
Als Verantwortlicher für den Projektprozess bei doctima investiere ich deswegen bewusst in die Menschen (also die „Wer“s von oben), die bei uns mit Qualitätssicherungsaufgaben betraut sind. Es ist unheimlich viel gewonnen, wenn man sich regelmäßig über das Handwerkszeug zur Qualitätssicherung austauscht. Und ganz schlicht die Erfahrungen teilt, die man über Projekte hinweg gesammelt hat.
Der Faktor Mensch – und der Wissensschatz in den Köpfen – ist und bleibt die zentrale Grundlage für eine erfolgreiche Qualitätssicherung.