Das Stichwort „Agile Entwicklung“ geisterte in den letzten Jahren verstärkt durch die IT-Branche. Dabei wird dieses Konzept schon seit den 1990er Jahren in der Wirtschaft angewandt.
Das Konzept zielt auf die optimale Nutzung der zur Verfügung stehenden Ressourcen ab. Durch die Einbindung des Kunden in den Prozess kann flexibel und schnell auf neue Anforderungen und Probleme reagiert werden. Dabei stehen die Teammitglieder und deren Arbeitsweise im Vordergrund. Viele dieser agilen Methoden sind deshalb auf direkte Kommunikation optimiert, um Entscheidungs- und Diskussionswege kurzzuhalten.
Klingt gut? Ist es auch – zumindest auf dem Papier. In der Praxis stellen sich bei der Umsetzung jedoch oft ganz schnell Probleme ein – spätestens sobald das theoretische Konzept auf gewachsene Strukturen trifft. Zudem befördert die Konzentration auf direkte Kommunikation der Teammitglieder oftmals eine Vernachlässigung der bei Entwicklern ohnehin ungeliebten Dokumentation. Dies führt v.a. bei komplexen Langzeitprojekten mit wechselnder Belegschaft zu Wissensverlusten. Grund dafür ist, dass ein klar definiertes Wissensmanagement und eine Klassifizierung in kurz- bis langfristig verfügbare Informationen in den Hintergrund rücken.
Autor Andreas Rüping – selbst freier IT-Berater und Verfechter der agilen Entwicklung – hat dies ebenfalls so in der Praxis erlebt. Er beschreibt in seinem Buch „Dokumentation in agilen Projekten“ Ansatzpunkte und Methoden, wie auch in agilen Entwicklungsumgebungen Dokumentation sinnvoll einzusetzen ist. Nach einem kurzen Abriss über Entwicklung und Nutzung agiler Projekte seit den 1970er Jahren bringt er dem Leser schrittweise den Einstieg nahe. Dies beinhaltet die Auswahl und Nutzung der richtigen Werkzeuge, Planung und Strukturierung sowie Gestaltung einer geeigneten Dokumentation.
Das Buch findet, meiner Meinung nach, die richtige Balance zwischen theoretischem Unterbau und konkreter Umsetzung in der Praxis. Jedes Kapitel ist mit Beispielen angereichert, wie Probleme zu analysieren und bei der konkreten Umsetzung theoretischer Scrum-Konzepte zu lösen sind.
Der hohe Praxisbezug erleichtert es auch Neulingen im Bereich der agilen Entwicklung schnell einzusteigen und die tiefere Problematik zu verstehen. Hoch anzurechnen ist dem Autor hier die einfach zu verstehende Sprache und die Fähigkeit auch komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen. Er leitet hier auch genau an, welche Art von Dokumentation für die lang-, mittel- und kurzfristige Wissensvermittlung geeignet ist. Außerdem gibt er Hinweise darauf, in welchem Abschnitt eines Projektes es sinnvoll ist, sich darum zu kümmern. Dabei wird Rüping nie zu konkret, so dass seine Handlungsempfehlungen relativ leicht abstrahierbar und an die vorhandenen Gegebenheiten anpassbar erscheinen.
Im Fazit ein empfehlenswertes Buch für Praktiker, die schnelle Hilfe bei der Dokumentation im Projektmanagement suchen. Das Buch ist in der ersten Auflage 2013 im dpunkt.verlag erschienen und kostet 34,90 €.
Hinweis: Das hier besprochene Buch wurde uns vom Verlag kostenfrei als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Der Verlag hat keinerlei Einfluss auf den Inhalt dieser Besprechung genommen.
Literatur: Rübing, Andreas: Dokumentation in agilen Projekten. Lösungsmuster für ein bedarfsgerechtes Vorgehen.dpunkt.verlag,1. Auflage Heidelberg 2013.
ISBN: 978-3-86490-040-2. 34,90 €