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Wollen wir uns als Technische Redakteur:innen doch mal die moderne Gretchenfrage stellen: „Wie hältst du es mit dem Web 2.0, sprich?“ Nun, wenn man ehrlich ist, drucksen wir ähnlich herum wie Faust: „Im Prinzip ist das schon wichtig, aber naja, ich weiß jetzt auch nicht, was ich damit anfangen soll und eigentlich habe ich ja gar keine Zeit und …“ Grund genug, mal die Frage zu stellen, ob Technische Redakteure und Redakteurinnen das brauchen? Ich will deshalb mal am Beispiel Twitter durchspielen, was Social Media mir als Technischem Redakteur bringt.
Umsatzbringer Twitter
Wenn man den Beteuerungen der Web-Marketing-Experten glaubt, dann findet ja praktisch sämtlicher moderner Vertrieb über Social Media statt und sobald man nur angemeldet ist (und sich von den Experten beraten lässt) rennen die Kunden uns die Bude ein. Tja, wenn es so einfach nur wäre. Tatsächlich kann ich keinen direkten Effekt auf unsere Kundenanfragen feststellen. Ist eigentlich auch kein Wunder – wer sagt sich schon „Oh, da muss ich noch die Doku beauftragen. Lass mich doch mal bei Twitter schauen, wen es da so gibt.“
Wenn Twitter wirkt, dann auf einer anderen Ebene. Ich bemerke etwa, dass die Zugriffe auf unsere Website deutlich gestiegen sind, seit wir bei Twitter aktiv sind. Das sind nicht immer nur Zugriffe aus Twitter, denn nur ein Viertel der Zugriffe über Twitter tauchen auch so in den Webstatistiken auf. Also: Twitter bringt mehr Aufmerksamkeit und das spiegelt sich irgendwann auch im Umsatz wider. Aber direkt messen lässt sich das wohl kaum.
Leute heute
Wenn es etwas gibt, wozu Twitter gut ist, dann Kontakt zu Leuten aufzubauen. Jetzt werden sicher manche abwinken. Immerhin hat Twitter immer noch den Ruf, hauptsächlich sinnfreie Spaßkommunikation zu sein. Zu Unrecht. Denn natürlich gibt es auch eine Menge sinnloses Geplauder bei Twitter. Aber: Welche Nachrichten ich zu sehen bekomme, hängt davon ab, wem ich folge. Und da lassen sich durchaus beruflich relevante Kontakte aufbauen. Hier hat Twitter auch für Technische Redakteure was zu bieten.
Wenn man nicht die Gelegenheit hat, permanent auf internationalen Kongressen aufzutauchen, dann ist Twitter wohl die einfachste Möglichkeit, mal über den nationalen Tellerrand zu gucken. Und wenn man die Gelegenheit hat, dann ist Twitter eine einfache Form mit den internationalen Bekanntschaften auch in Kontakt zu bleiben.
Das Gleiche gilt für Fachgebiete: Einen Experten für E-Learning? Informationen zu XML-Editoren? Usability-Fachleute? Übersetzungen ins Baskische? Mit Twitter im Handumdrehen identifiziert. Mit der Zeit baut man so ein ganzes Netzwerk aus Kontakten auf, die täglich zu den wichtigsten Trends aus ihren Bereichen informieren.
Umgekehrt ist ein Twitterprofil natürlich auch eine Einladung für andere, Kontakt mit uns aufzunehmen. Mittlerweile erhalten wir über Twitter schon so manche Praktikumsanfrage. Und auch bei manchem Dienstleister stand am Anfang unserer Zusammenarbeit ein Tweet, der unsere Aufmerksamkeit geweckt hat.
Auf zu neuen Ufern
Und damit wären wir bei dem (für mich) wichtigsten Nutzen aus Twitter. Seit ich Twitter benutze, habe ich Twitter als Know-how- und Inspirationsquelle zu schätzen gelernt. Jeden Tag stoße ich auf neue Verweise zu interessanten Blogeinträgen, Websites oder Software-Lösungen. Nicht alles davon ist immer relevant. Und nicht immer kann ich eine Information sofort verwenden. Nicht immer. Aber immer öfter. Und damit ist Twitter für Technische Redakteure auch ein Mittel zur eigenen Weiterbildung.
P. S.: Mehr zu Twitter und Technischer Dokumentation gibt es von mir bei der Redakteuse. Und wenn Sie mir oder meinem Team folgen wollen: Sie finden mich unter @MarkusNickl und das doctima-Team unter @doctima.