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Mit dem Aufkommen von KI werden immer mehr Werkzeuge entwickelt, die uns beim Schreiben von Texten unterstützen. Eines dieser Werkzeuge ist DeepL Write, ein KI-basierter Schreibassistent, der Grammatik, Rechtschreibung und Stil prüft – und das alles in Echtzeit. Doch wie gut funktioniert DeepL Write tatsächlich und kann es uns vielleicht sogar bei der Technischen Dokumentation unterstützen?
Verwendungsoptionen
Aktuell befindet sich DeepL Write noch in der Beta-Phase und ist nur für die deutsche und englische Sprache verfügbar. Es kann entweder direkt auf der Website oder als Browser-Plug-in für Chrome genutzt werden. Mit der kostenlosen Version können bis zu 2000 Zeichen auf einmal geprüft werden, mit einem DeepL Pro-Abonnement sind es bis zu 5000 Zeichen. DeepL Pro speichert die eingegebenen Daten nicht.
Die Bedienung von DeepL Write ist äußerst selbsterklärend und erinnert stark an den beliebten DeepL Übersetzer. Im Gegensatz zum DeepL Übersetzer kann man jedoch keine Glossare einbinden– somit ist also keine ausgangssprachige Terminologieforcierung möglich. Dafür kann man bei DeepL Write Schreibstil (einfach, geschäftlich, akademisch, technisch, locker) und Ton (enthusiastisch, freundlich, souverän, diplomatisch) wählen.
Außerdem kann man durch „Änderungen anzeigen“ auf den ersten Blick erkennen, welche Wörter DeepL im Vergleich zum Ausgangstext entfernt, eingefügt oder ersetzt hat.
Praxistest
Schauen wir uns nun aber an, wie DeepL Write im Test abschneidet:
Schreibstil „Geschäftlich“: Korrespondenz
Die flapsig gestellte Frage bügelt DeepL anstandslos aus, jedoch scheint das System weder zu wissen, wann und wo in einer geschäftlichen E-Mail ein neuer Absatz begonnen wird, noch dass nach „Mit freundlichen Grüßen“ kein Komma steht. Gleich hier wird also klar: Lieber noch einmal drüberlesen, bevor man die Mail an Herrn Meier schickt.
Schreibstil „Akademisch“: Ausschnitt aus einem Fachzeitschriftenartikel
Auf den ersten Blick liest sich der ausgegebene Text nun etwas flüssiger, kleinere sprachliche und stilistische Fehler wurden korrigiert. Bei genauerem Hinsehen fallen jedoch gravierende Fehler auf: „Benennungen in [der deutschen Sprache] in einer Terminologiedatenbank“ werden zu Benennungen „in der deutschen Terminologiedatenbank“, was den Sinn schon ziemlich verfälscht. Noch deutlicher wird es bei dem Satz: „Es handelt sich […] um eine Pluralform und wird deshalb als [Pluralform] ausgezeichnet.“-DeepL Write beschließt kurzerhand, dass die „Pluralform“ als „Singularform“ ausgezeichnet wird, wodurch der überarbeitete Satz das Gegenteil des Ausgangssatzes aussagt.
Schreibstil „Technisch“ – Der Härtetest
Schlechte Ausgangstextqualität
Bei schlechter Ausgangstextqualität mit unklaren Bezügen oder langen/verschachtelten Satzkonstruktionen können falsche Bezüge im Zieltext entstehen. Im Beispiel: Der Deckel muss nicht abgeschraubt werden, um Verletzungen zu vermeiden, sondern um gereinigt zu werden.
Handlungsanweisungen
Schlecht und inkonsistent formulierte Handlungsanweisungen werden einwandfrei korrigiert.
Möchte man allerdings den Leser nicht direkt mit „Sie“ ansprechen, sondern den infinitivischen Imperativ verwenden, weil das beispielsweise im Redaktionsleitfaden so festgelegt ist, verwendet DeepL Write trotzdem die direkte Ansprache.
Warnhinweise
Spätestens beim Überprüfen von Warnhinweisen läuten alle Alarmglocken: DeepL Write setzt ungefragt die Warnstufe von „Vorsicht“ auf „Achtung“ herab, was schwerwiegende Folgen haben kann. Des Weiteren werden die bewusst verwendeten und der besseren Verständlichkeit dienenden Aktivkonstruktionen sowie die direkte Anrede „Sie können sich …“ zu Passivkonstruktionen umgeschrieben.
Fazit
Außerhalb der Technischen Redaktion
Außerhalb der Technischen Redaktion kann DeepL Write für allgemeinsprachliche Texte eine gute Unterstützung darstellen. Insbesondere für Nichtmuttersprachler:innen oder Personen, die sich mit Rechtschreibung und Grammatik manchmal etwas schwertun, ist es eine hervorragende Anlaufstelle, um die Textqualität zu verbessern. Jedoch ist es ratsam, den ausgegebenen Text inhaltlich noch einmal zu überprüfen.
Des Weiteren können Personen, die häufiger Texte auf Englisch verfassen müssen, aber keine Muttersprachler:innen sind, DeepL Write für die englische Sprache benutzen, um Fehler zu minimieren.
Innerhalb der Technischen Redaktion
Was allerdings den Einsatz von DeepL Write in der Technischen Redaktion angeht, sieht das Fazit ganz anders aus: Auf stilistischer Ebene ändert die Anwendung zu viele bewusst gewählte Konstruktionen ab und verschlechtert somit in dieser Hinsicht die Textqualität. Im Gegensatz zu anderen KI-Anwendungen können dem System keine Anweisungen oder ein „Redaktionsleitfaden“ mitgegeben und das Ergebnis folglich nicht beeinflusst werden.
Viel gravierender als stilistische Verschlimmbesserungen ist jedoch die Tatsache, dass die Anwendung häufig den Sinn des eingegebenen Texts verfälscht. Dadurch wird ein extrem genaues Lektorat des ausgegebenen Texts notwendig. Da nicht erkannte inhaltliche Fehler in Warnhinweisen (schwerwiegende) Verletzungen nach sich ziehen können, sollte man dieses Risiko lieber nicht eingehen.
Sicherlich wird sich auch DeepL Write in den nächsten Monaten und Jahren weiterentwickeln, aber bis dahin ist dessen Einsatz in der Technischen Redaktion mit äußerster Vorsicht zu genießen.