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Warum ich Zeitmanagement (normalerweise) nicht mag
Neulich bin ich bei Twitter über eine neue Zeitmanagement-Methode gestolpert: The Pomodoro-Technique. Nun gibt es ja Projekt- und Zeitmanagementmethoden zuhauf und ich muss zugeben, ich war versucht, gleich weiterzuklicken. Was mich letztlich dazu gebracht hat, noch einmal genauer hinzusehen, war – nein nicht der Slogan “Enhance focus and concentration”, sondern das Versprechen “eliminate the anxiety of time”. Denn ehrlich gesagt, hat es mich schon immer gestört, dass Zeitmanagement meist mit einer Menge Druck und schlechtem Gewissen verkauft wird. “Werden Sie noch produktiver”, “Vergeuden Sie keine Minute”, “Work more and earn less” (o. k., so sagt das eigentlich dann doch niemand). Denn: Obwohl ich eigentlich kein Problem damit habe, meine Termine einzuhalten, finde ich es doch attraktiv effizienter zu arbeiten, damit man keinen Druck aufbaut.
Was ich bei Pomodoro interessant finde…
Pomodoro besteht nun im Wesentlichen darin, über einen überschaubaren Zeitraum (25 Minuten = 1 Pomodoro) konzentriert zu arbeiten und Störungen zu vermeiden (also selbstgemachte Ablenkungen ebenso wie Störungen von außen). Danach ist eine kurze Pause fällig (3-5 Minuten). Nach vier Pomodoros folgt eine längere Pause (30 Minuten).
Der Trick besteht nun darin, dass eine Arbeitseinheit (also ein Pomodoro) unteilbar ist. Habe ich erst einmal ein Pomodoro unterbrochen, dann ist es hinfällig (d. h. das Pomodoro muss neu gestartet werden). Andererseits: Nach 25 Minuten ist Pause – egal ob ich nur noch eine Kleinigkeit zu erledigen habe. Das muss ich dann in ein neues Pomodoro packen. Nun höre ich schon den Einwand: Aber man hat doch nicht nur Aufgaben, die ein halbe Stunde dauern. Klar, deswegen lassen sich mehrere Aufgaben auch zu einem Pomodoro zusammenfassen. Und wenn ich nun vor dem Ende des Pomodoros fertig bin? Dann sieh dir halt noch einmal an, was du erledigt hast, feile noch ein bisschen daran, denk noch mal darüber nach.
Letzten Endes sprechen mich mehrere Punkte an:
- Pomodoro bietet einen guten Mix aus Konzentration und Entspannung; Pausen und Aktivität sind ausgeglichen verteilt.
- Verbesserung durch Ansporn: Wie viele Pomodoros schaffe ich, ohne unterbrochen zu werden, schaffe ich meine Aufgaben in der geplanten Anzahl von Pomodoros
- Und: Die Methode organisiert nicht nur, sie gibt eine Basis für kontinuierliche Verbesserung. Das macht es auch leichter, wenn es am Anfang nicht so klappt: “The next Pomodoro will go better”.
.. und wo ich noch skeptisch bin
Der Fairness halber will ich aber auch noch meine Zweifel thematisieren. Denn letzten Endes unterwirft man sich mit der Methode schon einem recht rigiden Regime. Wird auf Dauer dieser Wettbewerbs-Charakter nicht doch den Druck erhöhen, ohne dass die Produktivität nennenswert steigt? Wird sich das in den dynamischen Alltag hier bei doctima integrieren lassen oder kommt es zu Reibungen? Und: Werde ich das durchhalten? Bleiben Sie dran – mehr dazu bald in diesem Blog.
Nachdem wir uns ja letztens via Twitter mal drüber unterhalten haben, habe ich es letztens mal einen Tag ausprobiert und gemerkt: Das ist gar nichts für mich. Ich arbeite lieber thematisch und bin auch relativ gut darin, die passenden Zeiträume zu finden, ich hatte bei dieser Methode fühle ich mich gestört, weil ich manchmal noch 2 min bis zur Pause gebracht hätte, durch den Wecker aber aus dem Arbeitsfluss gerissen wurde, anderseits manchmal auch ein paar Minuten früher Pause machen wollte, eh ich einen neses Gebiet angehe. Für mich funktioniert diese methode nicht wirklich, sie hat mir aber gezeigt, dass wenn ich mich bemühe, ich von “natur aus” eine recht gute Arbeitsstruktur habe.
Ich denke auch, dass das nicht die allein seligmachende Lösung ist. Bei mir gibt es Pomodoro nur fallweise, wenn ich mich für ein paar Tage quasie wegsperre und dann nur an einem Projekt arbeite. Jede(r) muss da das finden, was zur Arbeitsweise und zu den Aufgaben passt. Freut mich aber, dass du das ausproviert hast.