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Auf dem Weg zur digitalen Anleitung – mit der neuen Maschinenverordnung ist der Startschuss dafür (endlich) gefallen. Weg vom Druck, hin zu neuen, modernen Informationsprodukten. Und dann noch KI! Technischen Redaktionen stehen einige Änderungen, neue Regelungen und Arbeitsweisen ins Haus, über die sie sich auch in der technischen kommunikation informieren können.Wie gewohnt gibt es unsere Kommentare zu Artikeln aus der Ausgabe 06/2023 und dazu einen Blick auf unsere eigenen Beiträge in der Zeitschrift. Vielleicht machen Sie Ihnen ja Lust, selbst zum neuen Heft zu greifen? Dann wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Edgar Hellfritsch
CEO
Die digitale Betriebsanleitung kommt
Matthias Schulz, technische kommunikation 06/2023, S. 9–13
Der sehr hilfreiche Artikel beschäftigt sich mit der neuen EU-Maschinenverordnung 2023/1230 und fasst ihre Auswirkungen auf die Arbeit der Technischen Redaktion kompakt zusammen.
Zu der im Titel angeteaserten Neuerung, große Teile der technischen Produktinformationen fürderhin auch digital bereitstellen zu dürfen, listet der Autor wichtige Maßnahmen auf, wie sich insbesondere kleinere Redaktionen der neuen Publikationsweise annähern können.
Was ich persönlich noch spannender finde (obwohl die digitale Publikation mir sehr nahe liegt), sind die neuen Anforderungen an Inhalt und Struktur der Gebrauchsinformationen. Die Vorgaben für Montageanleitungen, insbesondere für unvollständige Maschinen, werden wohl sehr viel präziser und damit einiges an Anpassungen und Ergänzungen einfordern. Auch neue Pflichtangaben wie Prüfverfahren für Sicherheitsfunktionen, Angaben zu Personenrettung oder IT-Sicherheit werden uns die Arbeit in der Zeit bis zum Inkrafttreten der Verordnung 2027 nicht langweilig werden lassen.
Daniel Baldassare
Head of AI & Computational Linguist
Kluge Anweisungen für kluge Text
Markus Reiter, technische kommunikation 06/2023, S. 22–25
Wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht, dass eine KI durch die einfache Eingabe eines Textes, sogenannter Prompts, gesteuert werden könnte? 2023 befinden wir uns gerade in der Ära von Large Language Models und Prompten stellt die modernste Mensch-Maschine-Interaktion dar, bei der sich Menschen und Maschinen mit dem gleichen Medium austauschen: natürlicher Sprache.
Gute Ergebnisse können laut Markus Reiter nur erreicht werden, indem man effektive Prompts schreibt. Dafür stellt der Autor Tipps und Strategien vor, wie die PADS-Formel, die seit der Einführung von ChatGPT im November 2021 kontextunabhängig für eine bessere Qualität der Ergebnisse gesorgt haben.
Neben der PADS-Formel finde ich es auch wichtig, Beispiele in Prompts zu schreiben. Je kontextabhängiger ein Prompt ist, desto mehr helfen die Beispiele meiner Erfahrung nach einer KI, den Befehlen besser zu folgen. Grund dafür ist ein Thema, das der Autor im Artikel als eine Hürde des Prompten hervorhebt, und zwar dass Large Language Models nicht über das Weltwissen verfügen. Meiner Meinung nach ist das aber kein großes Problem. Zwar verfügen Large Language Models nicht über das Weltwissen, aber das Wissen eines Models kann effektiv durch die Anbindung von externen Wissensdatenbanken wie Knowledge Graphs erweitert werden. Außerdem kann die KI tatsächlich schon von den Beispielen profitieren, indem sie einen zusätzlichen Kontext darstellen, der in den Trainingsdaten des Modells nicht vorkommt.
Eine andere Hürde, die von Markus Reiter hervorgehoben wird, ist die Varianz der Ergebnisse bei der Eingabe des gleichen Prompts. Obwohl die oben genannten Strategien die Qualität der Ergebnisse erhöhen, liefern Large Language Models standardmäßig für einen Prompt immer wieder leicht unterschiedliche Ergebnisse. Die Varianz der Ergebnisse kann aber auch beschränkt werden. Dafür gibt es einen Parameter, sogenannte Temperature, der auch als Wert von 0-2 im Prompt angegeben werden kann und so die Varianz der Ergebnisse reduziert. Nahe 0 wird das Large Language Models eher deterministisch sein und gleiche Ergebnisse liefern. Mit höheren Werten verhält sich das Large Language Model zunehmend „kreativer“.
Johannes Dreikorn
Senior Consultant / COO
Grundsätzlich hilfreich
Roland Schmeling, technische kommunikation 06/2023, S. 39–43
Für wen die zentrale Doku-Norm IEC/IEEE 82079-1 noch eher Neuland ist, findet in diesem Artikel eine praktische Zusammenfassung der elf Grundsätze zur Informationsqualität. Die sollte wirklich jede Technische Redaktion kennen. Aber nicht nur kennen, sondern bewusst herunterbrechen in die Welt der eigenen Anleitungen und Informationsprodukte.
Sehr begrüßenswert finde ich das Vorhaben des Normgremiums, Anleitungen in Anlehnung an das Usability Engineering als interaktive Produkte zu begreifen und entsprechende Gestaltungsgrundsätze aufzustellen. In der Realität unserer Kunden ist das längst so: Wo Anleitungen nicht mehr (ausschließlich) als Papierdokumente zu den Anwender:innen finden, sondern digital z. B. in Form von Service-Apps oder maschinenzustands-abhängigen Instruktionen am Maschinen-Panel – dort ist eine Anleitung längst eine Anwendung. Sie wird vom reinen Informationsmedium zum Interaktionsmedium. Mit ganz neuen Möglichkeiten, Dokumentation mit Mehrwert zu bieten. Aber auch mit neuen Herausforderungen an die Informationsqualität und die Erstellungsprozesse.
Artikel aus dem Hause doctima
Mehr Durchblick beim Nebensatz
Markus Nickl, technische kommunikation 06/2023, S. 20–21
Ist die Regel „Pro Satz nur ein Nebensatz“ in einem Redaktionsleitfaden sinnvoll? Dieser Frage geht Markus Nickl in seinem Sprachtipp nach. Dazu räumt er erst mal mit einigen Missverständnissen bezüglich Nebensätzen auf. Sie können sehr wohl alleine stehen, sind nicht unbedingt kürzer als ihre begleitenden Hauptsätze und bei Weitem nicht zwangsläufig nebensächlich. Sicher ist: Sie tragen zur Komplexität eines Gesamtsatzes bei. Aber rein die Zahl der Nebensätze zu regulieren, hilft in vielen Fällen nicht weiter. Hier müssen weitere Regeln formuliert werden.
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Coverfoto Zeitschrift: © tcworld GmbH