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Es gibt viele Gründe, warum ich mein Praxissemester bei doctima toll finde. Einer davon: Die netten Kollegen nahmen mich mit zu meiner ersten tekom-Tagung. Schon über zwei Jahre studiere ich Technische Redaktion in Karlsruhe, nun hat es endlich geklappt mit der Fahrt zum Mekka der Technischen Kommunikation. Ich war als studentischer Tagungshelfer am Start, was bedeutete: ein Tag arbeiten, zwei Tage gucken.
Meine Pflicht habe ich bereits am Mittwoch erfüllt: In einem Raum für Toolpräsentationen kümmerte ich mich um die Referenten und zählte die Besucher. Größtenteils ging es um browserbasierte Projektmanagement-Systeme für die Übersetzung – nicht ganz uninteressant, aber spätestens nach der dritten Präsentation zum selben Thema gab es dann nicht mehr viel Neues.
An den folgenden beiden Tagen hingegen hatte ich freie Hand und bei der riesigen Auswahl teilweise arge Schwierigkeiten bei der Entscheidung, welche Vorträge ich mir anhören sollte. Dabei legte ich mich nicht auf ein bestimmtes (Trend-)Thema fest, sondern besuchte einfach die Vorträge, die mir interessant erschienen, auch in Hinblick auf meine bisherigen Tätigkeiten im Praxissemester.
Persönliche Highlights
Nicht erst bei doctima habe ich gemerkt, dass man bei der Qualitätssicherung scheinbar so oft und so gründlich Korrektur lesen kann, wie man will – beim dritten Korrekturlauf findet man immer noch den einen oder anderen Fehler. Erleichtert war ich deshalb zu hören, dass es anderen genauso geht: Lars Schiller legte in seinem Beitrag sogar dar, dass es wahlweise unwirtschaftlich oder unmöglich sei, jeden kleinsten Fehler auszumerzen. Und er lieferte gleich eine Empfehlung mit, wie viele Fehler in einem Dokument akzeptabel sind und wie man sicherstellen kann, diesen Grenzwert nicht zu überschreiten.
Auch spannend: die Präsentation der Neuauflage der tekom-Leitlinie „Regelbasiertes Schreiben“, die von Isabelle Fleury vorgestellt wurde. Ich fand schon die erste Auflage sehr gelungen, vor allem weil die Empfehlungen mit Positiv- und Negativbeispielen schön anschaulich gemacht werden. Die Leitlinie war auch ein Schwerpunktthema der Tagung. Kollege Johannes Dreikorn z. B. zeigte zusammen mit Birgit Bellem, wie man die Regeln in einem Redaktionsleitfaden umsetzen kann.
Weitere persönliche Highlights waren:
- Michael Müller-Hillebrand, der unterhaltsam und eloquent Tipps zur Modellierung von XML-Strukturen gab und darlegte, wieso vorgefertigte Modelle wie DITA und PI-Mod zwar kostenlos, aber in der Praxis dann doch nicht problemlos zu implementieren sind.
- François Massion, der die praktische Seite der Terminologiearbeit beleuchtete und viele interessante Ansätze präsentierte, wie man aus dem Ruder gelaufene Terminologiebestände wieder in den Griff bekommen kann.
- Prof. Getrud Grünwied und Anne Schäfer von der Hochschule München stellten eine interessante Studie vor. Es ging darum, wie man mithilfe der Bedienungsanleitung Anwender dazu bringen kann, unbekannte Funktionen zu entdecken und zu nutzen.
Das Drumherum
Neben interessanten Vorträgen und spannenden Streifzügen durch die Messehallen war es vorwiegend das Drumherum, das mich bei der tekom-Tagung begeisterte. Obwohl ich noch nicht so lange Mitglied der „Familie“ bin, traf ich doch bereits einige bekannte Gesichter. Dazu gehörten natürlich auch die Professoren und Kommilitonen von der Hochschule Karlsruhe. Abgerundet wurde das Erlebnis durch das reichhaltige Mittagsbuffet, die sozialen Zusammenkünfte am Ende des Tages in den Messehallen und die ausgesprochen unterhaltsame Party am Donnerstagabend, bei der sich die tekom von den Rhein-Main-Hallen in Wiesbaden verabschiedete.
Mein Fazit
Ich habe die drei Tage sehr genossen. Spannende Vorträge für den Geist, die Abende mit den Kommilitonen für die Seele. Und falls hier Studenten mitlesen, meine dringende Empfehlung: Nehmt als studentische Helfer an der Tagung teil. Es lohnt sich in vielerlei Hinsicht!
Ein kleines Fazit von Edgar Hellfritsch
Ein
kommendes Thema in der Branche scheint „Content Delivery“ zu sein. Mehrere Vorträge, u. a. von Prof. Ziegler, nahmen das Thema bereits auf. Außerdem steht es unter der Überschrift „Im Dialog mit dem Kunden“ mit im Fokus auf der nächsten Frühjahrstagung. Unsere Partner von der SCHEMA GmbH haben eine „Content Delivery Suite“ vorgestellt und den ersten Release für nächstes Jahr angekündigt.
Das Thema Mobile Doku beginnt sich in der Branche zu etablieren. Viele Toolhersteller bieten inzwischen mobil-taugliche Ausleitungen. Insbesondere im Bereich Servicedokumentation wurden einige produktive Anwendungen vorgestellt. Mein Vortragsthema „Hybride Apps mit und ohne PhoneGap“ hat hier sehr schön in den Trend gepasst. Seit Version 3 von PhoneGap lassen sich Apps per Kommandozeile generieren, was eine elegante Integration in automatisierte Redaktionslösungen ermöglicht.
Den Abschied der Tagung aus Wiesbaden hat die tekom würdig zu feiern gewusst: Der Abend in den mondänen Räumlichkeiten der Casinogesellschaft wird uns sicher lange gut in Erinnerung bleiben. Ich bin bereits sehr gespannt auf die Willkommensfeier in Stuttgart.