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Seit Künstliche Intelligenz erfolgreich in der Öffentlichkeit angekommen ist, hört man immer wieder den Begriff Prompt Engineering. Doch welche neue Ingenieursdisziplin beschreibt dieser Begriff? Verstecken sich dahinter komplexe Aufgaben, die beim Umgang mit KIs von Fachleuten erledigt werden müssen? Wir haben uns einmal angesehen, was sich dahinter verbirgt und zeigen, warum besonders Technische Redaktionen die besten Voraussetzungen für Prompt Engineering haben.
Prompt Engineering oder prompte Redaktion?
Räumen wir also gleich einmal das erste Missverständnis aus. Prompt Engineering ist keine Ingenieurstätigkeit im engeren Sinne. Es geht beim Prompt Engineering darum, die Prompts (also Eingaben) an eine Künstliche Intelligenz so zu strukturieren, dass die KI erwartbar ein möglichst gutes Ergebnis zurückgibt. Im weitesten Sinne ist das zwar eine konstruierende Tätigkeit, de facto handelt es sich aber lediglich um strukturiertes Schreiben.
Vermutlich kommt einigen schreibenden Berufen diese Form des strukturierten Schreibens eher fremd vor. Wer als Journalistin oder Literat darauf achtet, möglichst anregende und vielfältige Texte zu verfassen, beschäftigt sich vermutlich nur wenig mit strukturellen Aspekten des Schreibens. Für uns in der Technischen Redaktion ist das aber täglich Brot. Prompt Engineering fühlt sich für Technische Redakteure und Redakteurinnen deshalb sehr vertraut an, weil wir ohnehin oft mit Modularisierung, Schemata und Handlungsstrukturen zu tun haben.
Was braucht Prompt Engineering?
Prompt Engineering zielt darauf ab, den Input von Abfragen an eine KI so zu standardisieren, dass ein bestimmter Typ von Abfragen erwartbar gut passende Antworten des Systems ermöglicht. Ein typisches Element einer solchen Struktur ist zum Beispiel eine Persona, die für die KI einen Blickwinkel mitgibt, aus dem sie eine Aufgabe beantworten soll. Ein solche Persona könnte z. B. lauten „Du bist ein serviceorientierter Technischer Redakteur (und sollst einen Warnhinweis für Gefahren durch Strom verfassen).“
Wichtig ist es außerdem, der KI einen Kontext mitzugeben, in den die Antwort gestellt werden soll: „Schreibe eine Anleitung, die so klingt, als ob Dostojewski sie verfasst hätte.“ (Zugegeben, vermutlich wird niemand diese Anleitung lesen wollen). Kontexte können sehr breit angelegt sein, z. B. als Textsorte, als Teil eines bestimmten Dokumentbestands oder auch als Regeln, die die KI beachten soll.
Was braucht der Prompt Engineer?
Neben den Strukturen, die ein Prompt benötigt, gibt es außerdem die Fähigkeiten, die ein Prompt Engineer mit sich bringen muss. Das Wichtigste: Programmierfähigkeiten gehören nicht dazu. Aber dennoch gibt es einige Anforderungen. Analytisches Denken ist notwendig, um Promptstrukturen zu erkennen und zu optimieren. Dazu kommen noch ausgezeichnete Schreibfähigkeiten. Und natürlich tiefgehende Fachkenntnisse in der eigenen Domäne und die Fähigkeit, sich solche Fachkenntnisse effizient aufzubauen. Denn wenn man nicht weiß, wonach man fragen will, dann fällt es auch schwer, die richtigen Antworten zu bekommen.
Falls das nun für Sie so klingt, als würden Sie eine Stellenausschreibung für die Technische Redaktion lesen, da haben Sie durchaus recht. Vermutlich ist Technische Redaktion einer der Berufe, dessen bisherigen Tätigkeiten den Anforderungen eines Prompt Engineers bereits am nächsten kommt. Denn sie verbindet fast schon ideal die Fähigkeit zum Schreiben mit strukturiertem, analytischem Denken.
Was braucht die Technische Redaktion?
Im Vergleich zu anderen Branchen haben technische Redakteure deutlich mehr Kenntnisse im technischen Schreiben. Dank dieser Erfahrungen sind Technische Redakteurinnen und Redakteure auf das Schreiben von Prompts gut vorbereitet.
Es geht für sie nicht mehr darum, grundlegende Fähigkeiten zu erwerben, sondern lediglich noch zu lernen, wie sich Prompts für verschiedene Anforderungen strukturieren lassen. Besonders wichtig ist es in der Technischen Redaktion, die jeweiligen Sprachstandards unserer Branche als Kontext mitzugeben, z. B. die tekom-Leitlinie, die Norm für Einfache Sprache oder einen hauseigenen Redaktionsleitfaden.
Wichtig ist für die Formulierung der Prompts außerdem ein Standard für Datensicherheit und Datenschutz. Denn viele Inhalte in der Technischen Dokumentation sind geheimhaltungsbedürftig und sollten nicht versehentlich durch eine KI nach außen getragen werden.
Aber dennoch gilt: Prompt Engineering ist für Technische Redaktionen eine leicht zu meisternde Anforderung. Und wer gelernt hat, Prompts gezielt zu formulieren, kann schnell den Produktivitätsbooster KI für sein Unternehmen nutzbar machen.