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Dass Bienen und Wale über eigene Sprachen kommunizieren, haben Sie bestimmt schon gehört. Aber wussten Sie, dass es auch eine Sprache der Dinge gibt? Wenn nicht, dann möchte ich Ihnen in diesem Blogartikel diese Sprache – ECLASS – vorstellen.
Was ist ECLASS?
Der ECLASS e.V. ist ein im Jahr 2000 gegründeter Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen Datenstandard zu etablieren, mit dem Produkte und Dienstleistungen branchenübergreifend eindeutig klassifiziert und beschrieben werden können. Zu den zwölf Gründern dieses Vereins gehören bekannte Namen wie Siemens, Bosch, BASF, Audi/VW, Lufthansa und die Bayer AG, um nur einige zu nennen.
Durch diesen Standard wird eine einheitliche und maschinenlesbare „Sprache der Dinge“ geschaffen, die alle Anforderungen der Industrie 4.0 erfüllt. Klassische Reibungsverluste bei der Integration externer produktbezogener Daten in das eigene System, wie Fehlbestellungen, Inkonsistenzen und Dubletten im Datenbestand, sollen dadurch der Vergangenheit angehören. Ein wichtiger Aspekt: Wir sprechen hier über den einzigen internationalen Industriestandard, der ISO/IEC-normenkonform ist.
Heute nutzen über 3500 Unternehmen diesen v.a. im deutschsprachigen Raum führenden Industriestandard für die elektronische Kommunikation ihrer produktbezogenen Daten – unternehmensintern, aber vor allem auch beim Austausch von Stammdaten mit nationalen und internationalen Geschäftspartnern. Die Bandbreite dieser Unternehmen reicht dabei von Branchenriesen, wie den oben genannten, über den Mittelstand bis hin zu kleineren Unternehmen.
Wie funktioniert ECLASS?
Klassifikation von Produkten und Dienstleistungen
Produkte und Dienstleistungen werden mit einem 8-stelligen Code ausgezeichnet, der über eine Taxonomie aus vier Klassifikationsebenen generiert wird:
- Ebene 1 ordnet das jeweilige Produkt einem der zahlreichen Sachgebiete zu. Diese umfassen z. B. Elektrotechnik, Logistik, Lebensmittel und Medizin, aber auch Bereiche wie Bekleidung, Körperpflege und Dienstleistungen. Darunter folgen…
- Hauptgruppe (Ebene 2)
- Gruppe (Ebene 3) und
- Klassifikationsklasse (Ebene 4).
Das hört sich vielleicht zunächst kompliziert an – vor allem vor dem Hintergrund, dass mit diesem System über 45000 Produktklassen erfasst werden. In Wirklichkeit aber ist der Weg zum gesuchten Produkt schnell gefunden.
Lassen Sie uns doch am Beispiel der Technischen Dokumentation nachvollziehen, wie man in ECLASS sucht und wie sich eine Klassifikation aufbaut.
Sachgebiet
Wir suchen eine Dienstleistung, also wählen wir das Sachgebiet 25 Allgemeine Dienstleistungen aus.
Hauptgruppe
Da wir Informations- und Kommunikationsprofis suchen, wählen wir die Hauptgruppe 24 Informations- und Kommunikationsdienstleistungen.
Gruppe
Technische Redakteure sind Informationsentwickler. Wir klicken also auf Gruppe 09 Technische Entwicklungsdienstleistung.
Klassifikationsklasse
Mit 08 Technische Dokumentationsdienstleistung sind wir am Ende unserer Suche angelangt.
Wie Sie sehen, ergeben die zweistelligen Nummern, die wir auf den vier Ebenen „gesammelt“ haben, den 8-stelligen Code 25-24-09-08 für die gesuchte Dienstleistung.
Produktbeschreibung
Natürlich ist die Produktklassifikation nur ein Schritt bei der Standardisierung durch ECLASS. Wesentlich ist die Anreicherung der Produktdaten durch Merkmale, d. h. Identifier und deren Werte, mit denen letztlich der „digitale Zwilling“ eines Produktes entsteht. Mit welchen Merkmalen Produktdaten ausgezeichnet werden können und wie komplex diese Auszeichnung ist, hängt davon ab, welche Lizenzversion erworben wird.
ECLASS BASIC und ECLASS ADVANCED
Angeboten werden zwei Modelle bzw. Lizenzen an, die sich bei der Eingabe von Merkmalen und Werten unterscheiden:
- BASIC wird häufig im Einkauf, Vertrieb oder Controlling eingesetzt und bietet eine flache, eindimensionale Merkmalsstruktur, die für ein Produkt angelegt werden kann.
- ADVANCED, das vor allem im Engineering und CAx-Bereich eingesetzt wird, ermöglicht eine flexible und detaillierte mehrdimensionale Aufgliederung. Somit können auch Produkte mit komplexen Funktionalitäten und Strukturelementen umfassend beschrieben werden.
ECLASS und die Technische Dokumentation
Immer mehr Unternehmen setzen den ECLASS-Standard ein und implementieren ihn in ihre PIM– und CMS-Systeme. Damit steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit, auch in der Technischen Redaktion mit ECLASS in Berührung zu kommen. Vor allem aber im Kontext der intelligenten Bereitstellung von Nutzerinformationen wird ECLASS in Zukunft auch für Technische Redakteure und Redakteurinnen zunehmend an Relevanz gewinnen. Grund genug, sich doch einmal mit dem Standard zu beschäftigen!
Wir haben für Sie einige Links zum Thema zusammengestellt, die einen guten Einstieg (und mehr) in das Thema bieten:
- Eine einfache Einführung (mit Videos): ECLASS kurz erklärt
- Einen Vergleich der beiden Lizenzmodelle: ECLASS BASIC und ADVANCED
- Viele Broschüren finden Sie hier zum Download: https://www.eclass.eu/aktuelles/broschueren.html