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Dem Thema gendersensible Sprache kann sich kaum ein Mensch mehr entziehen. Gendersensible Formen werden in den Medien, in der Politik und vielleicht sogar im eigenen Umfeld verwendet. Auch die Technische Kommunikation beginnt, sich damit zu beschäftigen. Das zeigte sich zum Beispiel am Themenschwerpunkt „Gendern in der Technischen Kommunikation“ auf der letzten tekom-Jahrestagung 2021. Ich habe mir die Vorträge angesehen und gebe in diesem Post einen kleinen Überblick über ihre Inhalte.
Warum wir gendersensible Sprache brauchen
Schreibende, die bewusst das generische Maskulinum verwenden, sagen, dass alle anderen Geschlechter doch mitgemeint seien. Studien zeigen jedoch, dass die Lesenden überwiegend an Männer denken, wenn sie das generische Maskulinum sehen. Deswegen ist es sinnvoll, eine sprachliche Form zu wählen, die alle anspricht. Für viele der Vortragenden hat gendersensible Sprache auch etwas mit Höflichkeit, Wertschätzung und Respekt zu tun.
Und ein weiterer Aspekt wird gerne übersehen: Das generische Maskulinum ist nicht eine natürliche, schon immer dagewesene Form, sondern eine gesellschaftliche Gewohnheit, die soziale Normen widerspiegelt, die lange galten, aber nicht mehr unbedingt in unser heutiges Weltbild passen. Auch zweifeln Sprachforscher und -forscherinnen, dass es diese Form immer gab.
Formen gendersensibler Sprache
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Lesenden und Zuhörenden gendersensibel anzusprechen. Am häufigsten findet man aktuell das Gendersternchen (die Student*innen). Einigen der Vortragenden gefällt am besten die Methode von Phettberg, während anderen diese Methode zu revolutionär ist. Die Methode sieht wie folgt aus:
- Singular: Stamm + y; z. B. das Study
- Plural: Stamm + ys; z. B. die Studys
- Der Artikel ist im Singular immer das.
Mehrere Befürworter verwenden auch die Form mit Doppelpunkt (die Student:innen) und die neutrale Form (die Studierenden).
Jede Form hat ihre Vor- und Nachteile. Die neutralen Formen funktionieren zum Beispiel sehr gut im Plural, aber nicht im Singular. Auch beim Gendersternchen wird es im Singular schwieriger, die Formen zu lesen und zu sprechen (die*der Student*in). Im Gegensatz dazu können die Formen nach Phettberg im Singular problemlos gebildet werden (das Study). Diese Methode greift jedoch am stärksten in die Sprache ein und wirkt erst einmal etwas ungewohnt.
Die unübersichtliche Menge an unterschiedlichen Formen erfordert, dass die Gesellschaft sich auf eine dieser Formen einigt, beziehungsweise dass eine Empfehlung für eine dieser Formen ausgesprochen wird. Alles andere kann dazu führen, dass die Menschen verwirrt sind, was wiederum Widerstand gegen die neuen Formen hervorrufen kann.
Gendersensible Sprache in der Technischen Redaktion umsetzen
Aktuell gibt es kaum technische Anleitungen, in denen gegendert wird. In den Vorträgen der tekom ging es vorwiegend darum, wie als Team gendersensible Formen in der eigenen Abteilung oder allgemein im Unternehmen umgesetzt werden können, zum Beispiel in E-Mails und bei Meetings. Hierbei sollten sich die Abteilungen untereinander absprechen, damit das Unternehmen nach außen ein einheitliches Bild abgibt.
Bevor eine Technische Redaktion beginnt, gendersensible Formen zu verwenden, sollte sie jedoch erst ihre Zielgruppe analysieren. Sie sollte sich fragen, wie offen die Zielgruppe gegenüber Änderungen ist, und ob gendersensible Formen eher positiv oder eher negativ aufgenommen werden könnten.
Wenn dann die ersten Texte mit den neuen gendersensiblen Formen geschrieben wurden, ist es praktisch, sie mit einem Tool überprüfen zu können. Dafür bieten sich entweder linguistische Prüftools oder Terminologie-Tools an. Letztere haben den Vorteil, dass sie im Unternehmen oft schon vorhanden sind. Allerdings muss in sie mehr Zeit investiert werden, während linguistische Prüftools die nötige Intelligenz für gendersensible Formen bereits mitbringen.
Regine Ceglarek berichtete, wie sie als Technische Redakteurin gendersensible Formen auf dem C-REXBLOG umsetzt. Bei diesem Blog haben die Lesenden die Möglichkeit, zwischen vier verschiedenen Formen zu wählen: dem generischen Maskulinum, dem generischen Femininum, der Doppelform und dem Gender-Doppelpunkt. Im Hintergrund läuft eine Terminologiedatenbank, in die Regine Ceglarek die verschiedenen Formen einträgt.
Machen Sie das Anwenderhandbuch zum Anwendungshandbuch!
Gendersensible Sprache wird oft sehr emotional diskutiert. Wenn Sie jetzt also überlegen, in Ihrem Unternehmen gendersensible Sprache zu verwenden, müssen Sie mit negativen Reaktionen rechnen. Bestimmt werden aber auch positive Reaktionen kommen. Generell gilt: Es lohnt sich immer, eine Sprache zu verwenden, durch die alle Menschen angesprochen werden.
Links zum Thema
https://www.genderleicht.de/
https://geschicktgendern.de/
https://app.fairlanguage.com/
https://www.scribbr.de/gendern/woerterbuch/
https://www.sprachnudel.de/gendersprache