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Für praktisch alles gibt es ein Wörterbuch – Englisch, Französisch, Deutsch, Mittelhochdeutsch, Fränkisch, Jugendsprache, Gebärdensprache und noch vieles mehr. Aber welche Arten von Wörterbüchern gibt es eigentlich und was ist der Unterschied zu einem Lexikon? Dieser Frage will ich in diesem Blogbeitrag nachgehen. Folgen Sie mir in die Welt der Wörterbücher und Wörterbuchtypen!
Wörterbuch, Lexikon, Enzyklopädie – wo ist der Unterschied zwischen diesen Wörterbuchtypen?
Ein Wörterbuch vermittelt Wissen über Sprache und dient als Nachschlagewerk sprachlicher Informationen wie Rechtschreibung, Aussprache, Grammatik, Bedeutung, Äquivalente in einer Fremdsprache usw. Ein Lexikon enthält im Gegensatz dazu Sach- und Weltwissen wie die Herkunft, Herstellung und Verwendung eines Gegenstands. Eine Enzyklopädie wie der Brockhaus oder Wikipedia ist noch umfangreicher. ‚Lexikon‘ und ‚Enzyklopädie‘ werden aber auch oft synonym verwendet.
Anhand der dargestellten Informationen, des beabsichtigten Zwecks und der Anwenderzielgruppe lässt sich ein Wörterbuch genauer beschreiben und untergliedern. Darüber hinaus unterscheidet man noch nach dem Medium. Wörterbücher gibt es als:
- Printmedium,
- elektronische Ressource oder
- Online-Hilfsmittel.
Da Letzteres oft bevorzugt verwendet wird, bezieht sich dieser Beitrag hauptsächlich auf Online-Wörterbücher.
Allgemeinwörterbuch vs. Spezialwörterbuch
Allgemeinwörterbücher – wie z. B. der Duden – enthalten umfassende Informationen zum allgemeinen Wortschatz der Gegenwartssprache. Spezialwörterbücher sind dementsprechend Wörterbücher, die nur bestimmte Informationen enthalten, für einen bestimmten Zweck vorgesehen sind oder sich an eine bestimmte Benutzergruppe richten. In einem etymologischen Wörterbuch könnten Sie z. B. die Sprachgeschichte und -entwicklung nachschlagen und so herausfinden, dass ‚beraten‘ im Mittelhochdeutschen rātslagen heißt. Einige weitere Spezialwörterbücher wollen wir uns genauer anschauen:
Fachwörterbuch
Das Fachwörterbuch – ein Klassiker unter den Spezialwörterbüchern. Wenn wir Fachwortschatz suchen, kommen wir mit Allgemeinwörterbüchern nur begrenzt weit, wenn auch einige Fachausdrücke durchaus in der Alltagssprache vorkommen. So findet sich das Wort ‚Reifenabrieb‘ auch im Duden. Bei ‚Lenkwinkelsensor‘ sieht es dann aber schon anders aus. Die Antwort finden wir in einem „allgemeinen“ Fachwörterbuch der Technik oder in einem spezifischeren Fachwörterbuch der Automobilelektronik. Für Technische Redakteur:innen ist solch ein Wortschatz natürlich sehr wichtig. Wie findet man aber das passende Fachwörterbuch? Das wird Thema eines weiteren Blogbeitrags.
Aussprachewörterbuch
Der Name verrät es schon: Hier geht es um die korrekte Aussprache von Wörtern. Vielleicht fragen Sie sich jetzt zurecht: „Moment mal, wie soll denn die Aussprache aufgeschrieben werden?“. Das funktioniert mit der sogenannten Lautschrift. ‚Aussprachwörterbuch‘ sieht in Lautschrift dann so aus: [ˈaʊ̯sʃpʁaːxəˌvœʁtɐbuːx]. Das Internationale Phonetische Alphabet (IPA) stellt hier die tatsächliche Aussprache eines Worts im Gegensatz zu seinem Schriftbild dar (die Englischsprecher unter uns wissen: hier ist nichts unmöglich). Wenn wir wissen wollen, wie man enough ausspricht, dann finden wir in diesem Wörterbuch die Antwort: [ɪˈnʌf]. Unterschiede gibt es auch z. B. in der Aussprache von water: [ˈwɔ:tə] im Britischen Englisch und [ˈwɑ:t̬ɚ] im Amerikanischen Englisch.
Eine Alternative für Leute, die die Lautschrift nicht beherrschen, sind elektronische Wörterbücher mit einer Audioausgabe, sodass wir uns das gesprochene Wort anhören können.
Synonymwörterbuch
Wenn man nicht zum zehnten Mal ‚informieren‘ in einem Text schreiben will, muss ein Synonym her. In dem entsprechenden Synonymwörterbuch finden Sie gleichbedeutenden Alternativen. Es listet mögliche Synonyme je nach Bedeutung des gesuchten Worts auf. Oft finden Sie so Alternativen, die im gewünschten Kontext vielleicht sogar noch besser passen als das ursprüngliche Wort.
Kollokationswörterbuch
Wenn man schon eine gewisse Kompetenz in der Fremdsprache hat, kann man hiermit noch mal an seinem sprachlichen Ausdruck feilen. Als Muttersprachler verwenden wir bestimmte Wörter miteinander; andere nicht, obwohl die Bedeutung des Worts das zulassen würde. Wir verwenden z. B. ‚eine Entscheidung treffen‘ aber nicht ‚eine Entscheidung machen‘ (wie im Englischen to make a decision). In unserer Muttersprache lernen wir Kollokationen, also häufig nebeneinander auftretende Wortkombinationen, unbewusst nebenbei; in der Fremdsprache müssen wir sie erst aktiv erlernen.
Wie komme ich nun an diese Information? Hier kommt das Kollokationswörterbuch ins Spiel, in dem ich z. B. erfahren kann, dass to meet the criteria eine Alternative zu to fulfill the criteria – ‚die Kriterien erfüllen‘ ist.
Ein-, zwei- und mehrsprachige Wörterbücher
Gerade Sprachprofis sollten die Bedeutung einsprachiger Wörterbücher wie dem Duden nicht außer Acht lassen. Von Rechtschreibung über Grammatik, Synonymen bis hin zur Bedeutung von Fremdwörtern haben wir hier alles drin.
In einem zweisprachigen Wörterbuch wie PONS oder Leo lassen sich schnell Entsprechungen in anderen Sprachen finden. Auch werden hier noch einige nützlichen Funktionen geboten, wie die Audioausgabe oder eine Flexionstabelle, mit der man z. B. den Subjonctif (sowas wie der Konjunktiv der französischen Sprache) von vouloir nachschlagen kann. Im nächsten Beitrag werden wir sehen, dass der Umgang mit zweisprachigen Wörterbüchern gar nicht so trivial ist.
Lernerwörterbuch
Im Lernerwörterbuch werden Details aufgelistet, die für Muttersprachler überflüssig wären. Wie der Name schon sagt, ist das ein geeignetes Nachschlagewerk zum Fremdsprachenlernen. Für das Englische ist das einsprachige Oxford Learner’s Dictionary eine wahre Goldgrube. Hier bekomme ich nicht nur die Aussprache im britischen und amerikanischen Englisch vorgesprochen, sondern auch alle Bedeutungen mit Synonymen, Kontext, Beispielen, den richtigen Anschluss von Objekten/ Verben („Kommt nach dem Verb noch to oder nicht?“), Kollokationen u.v.m.
Bilderwörterbuch
Bilderwörterbücher als Kombination aus Wort und Bild sind nicht nur für Kinder, sondern für alle empfehlenswert, die gerne visuell lernen. Neben einem Bild werden oft mehrsprachige Bezeichnungen gezeigt. Gerade für den Aufbau von Fachwortschatz ist z. B. das Bilderwörterbuch für Metalltechnik auf Deutsch, Englisch und in weiteren Sprachen eine interessante Alternative zum trockenen Auswendiglernen von Vokabellisten. Durch das Bild erlernt man außerdem nicht nur das Wort, sondern verknüpft es gleich mit dem Gegenstand, den das Wort beschreibt.
Fazit
Wenn man schon mal ein Wörterbuch konsultiert hat, ohne die gewünschte Antwort zu finden, kann es daran liegen, dass die Antwort in einem anderen Wörterbuch zu finden wäre. Wer die Unterschiede zwischen den verschiedenen Wörterbüchern kennt, kann bei der Recherche in der Technischen Redaktion Zeit sparen und kommt schneller zum Ziel. Tipps zu nützlichen Wörterbüchern und deren Anwendung bekommen Sie im nächsten Beitrag.