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Wir freuen uns über den heutigen Gastbeitrag von Jan-Helge Weimann. Im Herbst 2012 hat Herr Weimann sein Studium im Masterstudiengang Communication Management an der Universität Leipzig abgeschlossen. Seine Masterarbeit hat er zum Thema „Verständlichkeit in der Unternehmenskommunikation. Reflektion der Verfahren der Verständlichkeitsforschung zur Steuerung der Verständlichkeit der Unternehmenskommunikation“ geschrieben.
Es scheint auf der Hand zu liegen, dass Verständlichkeit in der strategischen Kommunikation von Unternehmen eine Rolle spielt. Aus diesem Grund habe ich mich in meiner Masterarbeit, in deren Rahmen mir Dr. Markus Nickl als einer von zehn Experten für ein Interview zur Verfügung stand, der Verständlichkeit aus der Perspektive der Steuerung der Unternehmenskommunikation angenommen und den Einsatz der Verfahren der Verständlichkeitsforschung zu diesem Zwecke reflektiert.
Verständlichkeit in der Unternehmenskommunikation
Als grundlegender Anknüpfungspunkt von Unternehmenskommunikation und Verständlichkeit kann der Kommunikationsprozess betrachtet werden. In diesem richtet sich – vereinfacht dargestellt – ein Kommunikator mit einer Mitteilungshandlung an einen Rezipienten, der daraufhin mit einer Verstehenshandlungen reagiert und im Anschluss ggf. selbst eine Mitteilungshandlung ergreift, d. h. die Rolle des Kommunikators einnimmt usw. Die Verständlichkeit der Mitteilungshandlung beeinflusst das Gelingen der Verstehenshandlung und ist infolgedessen nur vom bzw. in Bezug auf den individuellen Rezipienten zu beurteilen, der im Unternehmenskontext jedoch als Teil einer Stakeholder- bzw. Zielgruppe angesprochen wird.
Verständlichkeit als Erfolgsfaktor der Unternehmenskommunikation
Nun bemisst sich der Erfolg der Unternehmenskommunikation in vielen Fällen (in Abhängigkeit von der strategischen Zielsetzung der Mitteilungshandlung) nicht daran, ob eine Zielgruppe eine Mitteilung verstanden hat, sondern an den Konsequenzen, die auf die Mitteilung zurückzuführen sind, z. B. einer im Sinne des Unternehmens geänderten Meinung oder ergriffenen Handlung. Das Verständnis einer Mitteilung ist ihrer Konsequenz jedoch vorgelagert; nicht zuletzt deshalb wird die Verständlichkeit zu einem Erfolgsfaktor der Unternehmenskommunikation.
Steuerung (der Verständlichkeit) der Unternehmenskommunikation
Hieraus kann (erneut in Abhängigkeit von der strategischen Zielsetzung) der Bedarf erwachsen, die Verständlichkeit der Unternehmenskommunikation zu steuern. Die Steuerung der Unternehmenskommunikation erfolgt im Kommunikationsmanagement, das hierbei vom Kommunikations-Controlling unterstützt wird. In diesem werden die strategischen Kommunikationsprozesse des Unternehmens anhand geeigneter Methoden bzw. Verfahren und Kennzahlen transparent gemacht und deren Steuerung ermöglicht. Als einheitlicher Standard liegt dem Kommunikations-Controlling im deutschsprachigen Raum der DPRG/ICV-Bezugsrahmen zugrunde, der einen generischen Kommunikationsprozess abbildet. Die Verständlichkeit der Unternehmenskommunikation ist in diesem Modell auf der Ebene des Internen Output zu verorten (→ den DPRG/ICV-Bezugsrahmen und weiterführende Informationen zum Thema Kommunikations-Controlling finden Sie unter www.communicationcontrolling.de).
Standardisierte Verfahren der Verständlichkeitsforschung im Kommunikations-Controlling
Der Rationalität profitorientierter Unternehmen folgend, bemisst sich die Eignung der im Kommunikations-Controlling eingesetzten Methoden in erster Linie an ihrer Relation von Kosten und Nutzen. Infolgedessen kommen für die Steuerung der Verständlichkeit der Unternehmenskommunikation vor allem standardisierte Verfahren der Verständlichkeitsforschung infrage, die in der Tradition der Lesbarkeitsforschung stehen. Die Steuerung der Verständlichkeit bezieht sich dementsprechend auf textuelle Mitteilungen der Unternehmenskommunikation. Abgesehen von ihrer hervorzuhebenden Kosten-Nutzen-Relation weisen die Verfahren der Lesbarkeitsforschung weitere entscheidende Vorteile auf, zu denen u. a. die Anpassung ihrer Zielwerte an die jeweilige Zielgruppe des Unternehmens, die Textoptimierung und mögliche Schulungen in verständlichem Schreiben zählen. In Einzelfällen lässt sich das unternehmensspezifisch eingeführte Verfahren um Experteneinschätzungen ergänzen, die sich entlang eines Leitfadens auf die semantische Ebene einer textuellen Mitteilung der Unternehmenskommunikation beziehen.
Als weiterführende Standardwerke, die die zentralen Themen meiner Masterarbeit behandeln, sind „Verstehen und Verständlichkeit von Politikersprache“ (2012) von Jan Kercher sowie „Unternehmensführung und Öffentlichkeitsarbeit“ (2010) von Ansgar Zerfaß zu nennen. Für Rückfragen erreichen Sie mich per E-Mail an jh.weimann@gmx.de.
“Verstehen und Verständlichkeit von Politikersprache” ist wohl grundsätzlich einfach: kein Wort glauben und stets das Gegenteil vom Gesagten als nächsten Zug voraussetzen …
(Fast) Jede(r) Dolmetscher(in)/Übersetzer(in) weiß, dass er/sie sich bei derartigen Statements permanent auf Glatteis bewegt. Leider ist der Konjunktiv I nicht wirklich hinreichend, um all diese Mitmenschenverarschung diensteifrig zu kaschieren.
Hallo Herr Weimann,
danke für den informativen Beitrag. Hat Ihnen Ihre Forschungsarbeit Freunde bereitet? Was war Ihr persönliches Highlight?