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Was bringt ein Strukturierungsmodell?
Es ist ja nicht gerade so, dass es in der Technischen Redaktion zu wenige Strukturierungs- und Informationsmodelle gibt. DITA, Information Mapping, Funktionsdesign, PI-Mod oder diverse hausinterne Eigenentwicklungen – in der Technischen Redaktion hat man die Qual der Wahl. Deswegen wollen wir hier auch nicht im Detail auf die diversen Strukturierungs- und Informationsmodelle eingehen, sondern ein paar Tipps geben, wie man das passende Modell für die eigene Technische Redaktion findet.
Tipp 1: Bestands-Content analysieren
Ein Modell kann noch so ausgereift sein, es hilft nichts, wenn es nicht die bewährten Content-Strukturen abbilden kann oder wenn die Transformation des bestehenden Contents in das neue Modell unnötig aufwendig wird.
Wenn Ihr Content bereits XML-basiert vorliegt, lohnt es sich übrigens, nicht nur die Standardstrukturen anzusehen, sondern auch die Strukturen, die nur sehr selten auftreten. Gelegentlich verbergen sich dort Spezialanforderungen oder individuelle Vorlieben von Kollegen und Kolleginnen. Darauf sollte man in seinem Strukturierungsmodell dann auch gezielt eingehen und z. B. in der einführenden Schulung erklären, wie sich mit diesen Fällen umgehen lässt. Denn andernfalls sucht sich die Technische Redaktion neue „kreative“ Wege, wie sie diese Fälle umsetzt. Und die kreativen Lösungen unterlaufen dann mit Sicherheit das Strukturierungsmodell.
Tipp 2: Strukturierungsziele erarbeiten
Auch wenn das vielen nicht bewusst ist: Mit Strukturierungsmodellen lassen sich unterschiedliche Ziel anstreben und nicht immer sind diese Ziele miteinander kompatibel. Ein Beispiel: Viele Strukturierungsmodelle zielen darauf, den Wiederverwendungsgrad im Dokumentbestand zu erhöhen. Gleichzeitig dienen Strukturierungsmodelle dazu, einen gemeinsamen Standard für (verteilte) Teams und Zulieferer zu setzen. Sind in den Teams nun die Kenntnisvoraussetzungen sehr unterschiedlich oder wechseln die Teammitglieder häufig, dann kann es sinnvoll sein, weniger komplexe Dokumentstrukturen und damit einen geringeren Wiederverwendungsgrad anzupeilen. Denn so lässt sich die Schulungslast im Gesamtprojekt geringer halten.
Tipp 3: Anwender kennenlernen
Denn letzten Endes muss ein Strukturierungsmodell oder ein Schreibstandard den Nutzern und Nutzerinnen dienen. Das heißt auch: Wenn sich in meiner Nutzerschaft viele Gelegenheitsschreiber befinden, dann darf ich dort nicht zu hohe Komplexität zumuten.
Oft werden in Standardisierungsmodellen auch Formulierungsregeln mitgegeben. Dabei vergessen viele Technische Redaktionen aber, dass die Grammatikkenntnisse in der Restbevölkerung eher dünn gesät sind. Schnell ist dann der Punkt erreicht, an dem das Strukturierungsmodell die Adressaten und Adressatinnen überfordert. Das verursacht dann Frustration und auf der Seite der Redaktion einen hohen Betreuungsaufwand.
Tipp 4: Komplexität minimieren
Deshalb gilt als Leitlinie: Standardisieren Sie nur das Nötige, nicht das Mögliche. Eine Regelung, die keinen Nutzen für den Redaktionsprozess und das Endprodukt bringt, bedeutet nur unnötigen Betreuungsaufwand und führt auf der Seite der Schreibenden zu Frustrationen. Versuchen Sie deshalb auch, Komplexität dadurch zu minimieren, dass Sie die Einhaltung der Struktur und Standards soweit irgend möglich einem Softwaresystem überlassen. Denn ein ungeprüfter Standard ist nutzlos. Aber vom Standardprüfen alleine ist noch keine Anleitung fertig geworden.
Zu guter Letzt geht die Frage an Sie: Welche Sturkturierungsmodelle verwenden Sie und welche Ziele verbinden Sie mit Ihren Informationsmodellen? Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen in die Kommentare.