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Topic-orientiertes Schreiben gilt als die Kür der Technischen Redaktion: Durch Topics lässt sich die Qualität von Anleitungen verbessern. Topic-Orientierung spart Geld! Topics vereinfachen die Übersetzung … Es gibt zahlreiche Versprechungen, welche Vorteile sich mit topic-orientiertem Schreiben in der Technischen Redaktion erreichen lassen. Dumm nur, wenn gar nicht so klar ist, was Topics sind. Denn oft verbirgt sich dahinter nur ein Schlagwort. Wir gehen Topics deshalb einmal genauer auf den Grund.
Was Topics nicht (nur) sind
Topics sind Texteinheiten, Contentschnipsel, Module – so viel ist den meisten klar. Doch wo fangen diese Texteinheiten an und – noch wichtiger – wo hören sie auf?
Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, wie es im ersten Moment scheint. Sehen wir uns also einmal ein paar Erklärungsansätze an, um dem Sinn von Topics genauer auf die Spur zu kommen.
Als ersten Erklärungsversuch könnte man sagen, dass Topics eigentlich auch nichts anderes sind als Kapitel oder Unterkapitel, denn die sind ja auch Contenteinheiten. Der Unterschied zu Topics ist, dass Kapitel sich in eine Hierarchie eingliedern und linear strukturiert sind. Will heißen: Ein Kapitel „weiß“, wo es hingehört, was vor ihm kommt und was danach. Ein Topic dagegen ist prinzipiell offen dafür, was vor und nach ihm kommt.
Andererseits sind Topics aber auch nicht einfach nur Absätze. Denn auch ein Absatz ist ebenso wie ein Kapitel in eine lineare Struktur einbezogen. Mal abgesehen davon, dass Topics durchaus auch mehrere Absätze haben können.
Als Erklärung hört man auch häufig, dass Topics in sich geschlossene Sinneinheiten sind. Doch auch diese Charakterisierung reicht nicht aus, um Topics eindeutig abzugrenzen. Denn dasselbe trifft ja ebenso auf einen Satz zu oder auch auf ein Buch. Beide sind Sinneinheiten und in sich geschlossen.
Will heißen: Irgendwie muss ein Topic halt für sich alleine stehen können und wenn es das nicht kann, dann ist es kein Topic. Aber nur, weil etwas für sich alleine stehen kann, heißt das noch lange nicht, dass das dann auch ein Topic ist.
Wie man Topics erkennt
Soweit der verwirrende Teil dieses Posts. Und falls Sie sich jetzt fragen, was denn nun ein Topic genau ist, dann sind wir exakt an der richtigen Stelle. Denn: Topics lassen sich nicht per Definition festlegen und anhand eines Kriterienkatalogs abhaken!
Warum ist das so? Zum einen, weil wir hier eine sprachliche Einheit definieren und die notorisch schwierig in der Definition sind. Die Linguistik kennt zum Beispiel auch keine allgemeingültige, feste Definition für Wort, Satz oder Text. Diese Begriffe sind zu fuzzy, um sie in einer eng abgegrenzten Definition zu fassen.
Zum anderen – und das ist für die Arbeit in der Praxis noch viel wichtiger – brauchen wir auch keine Definition. Denn Topics sind keine „Inhaltseinheiten“, sondern Arbeitsmittel, um das Texten in medienneutralen, modularen Schreibumgebungen zu gestalten.
Das klingt vielleicht im ersten Moment nach einer Spitzfindigkeit. Es hat aber ganz reale Konsequenzen. Wenn Topics Arbeitsmittel bzw. Werkzeuge sind, dann bestimmt das Ziel, wie ein Topic aussehen muss. Das bedeutet: Je nachdem, in welcher Umgebung ich arbeite und welches Ergebnis ich anstrebe, wird die Antwort unterschiedlich ausfallen, was ein Topic ist. Für manche Ziele – nehmen wir als Beispiel einen hohen Wiederverwendungsgrad – sind Topics relativ kurze Einheiten. Ich habe zum Beispiel einmal mit einer Technischen Redakteurin gesprochen, die Topics auf der Ebene von Listenpunkten segmentiert. Bedeutet: Hohe Wiederverwendung, aber auch hoher Aufwand für die Verwaltung der Topics. Andere wiederum wollen den Aufwand bei der Verwaltung der Topics gering halten und definieren relativ lange Topics.
In der Konsequenz bedeutet das aber auch: Jede Redaktion muss für sich selbst klären, wie ein Topic bei ihr aussehen soll. Dabei sollte sie ihre langfristigen Ziele im Blick haben. Es kann gelegentlich übrigens durchaus sein, dass sich für unterschiedliche Textsorten auch eine unterschiedliche Festlegung von Topics anbietet. Aber die Entscheidung, wie Topics aussehen, sollte jede Redaktion bewusst wirklich selbst treffen.
Was bleibt also als Fazit: Es gibt nicht das eine richtige Topic! Entscheidend ist, dass Ihr Verständnis von Topics zu Ihrer Arbeitsweise und zu Ihren kommunikativen Zielen passt. Was also ein Topic ist, bestimmen Sie!
FAQ
Ein Topic ist eine eigenständige Informationseinheit, die unabhängig von anderen Inhalten funktioniert und keiner linearen Struktur folgt. Anders als Kapitel oder Absätze kennt ein Topic kein “vorher” oder “nachher” und kann flexibel eingesetzt werden.
Die Modularisierung durch Topics ermöglicht eine hohe Wiederverwendbarkeit von Inhalten, vermeidet Redundanzen, vereinfacht Übersetzungen und ermöglicht eine bedarfsgerechte Bereitstellung von Informationen in verschiedenen Medien.
Die Größe eines Topics hängt von den Zielen und Bedürfnissen der jeweiligen Redaktion ab – es kann von einzelnen Listenpunkten bis hin zu längeren Einheiten reichen. Entscheidend ist, dass die Größe zur Arbeitsweise und den kommunikativen Zielen passt.
Topics sind im Gegensatz zu klassischen Kapiteln oder Absätzen nicht in eine lineare Hierarchie eingebunden. Sie funktionieren als eigenständige Module, die flexibel kombiniert werden können und in verschiedenen Kontexten einsetzbar sind.
Jede Redaktion muss für sich selbst definieren, wie ihre Topics aussehen sollen. Diese Entscheidung sollte bewusst getroffen werden und sich an den langfristigen Zielen und der gewünschten Arbeitsweise orientieren.