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„Informationen effizient erstellen“ ist das Fokusthema der neuesten Ausgabe der technischen kommunikation. In dieses Thema spielen viele Faktoren hinein und so ist das Themenspektrum an Artikeln im Heft wieder sehr abwechslungs- und lehrreich.
Wie gewohnt gibt es unsere Kommentare zu Artikeln aus der Ausgabe 04/2024 und dazu einen Blick auf unsere eigenen Beiträge in der Zeitschrift. Vielleicht machen Sie Ihnen ja Lust, selbst zum neuen Heft zu greifen? Dann wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Johannes Dreikorn
Senior Consultant / COO
Arbeiten mit Platzhaltern
Matthias Hattemer, technische kommunikation 04/2024, S. 22-25
Matthias Hattemer hat recht: Man kann mit MS Word tatsächlich variable Inhalte verwalten. Und wenn man ein bisschen Intelligenz in die Verwaltung steckt, geht das auch richtig gut. Auch wir bei doctima, die keinen Tag ohne Redaktionssystem arbeiten, setzen bei manchen Kunden und Anwendungsfällen gezielt auf Word als Redaktionswerkzeug.
Das eindrücklichste Beispiel, wie weit man mit MS Word kommen kann, habe ich bei einer unserer Kundinnen erlebt. Sie hatte das Prinzip Platzhalter so weit genutzt, dass sie ihre Handbücher für mehrere Produktreihen komplett mithilfe von Platzhaltern organisiert hat. Metadaten aus den Dateieigenschaften. Technische Daten aus zentral gepflegten Excel-Tabellen. Wiederverwendungsbausteine aus ausgelagerten Word-Dateien. Das hat tatsächlich stabil funktioniert.
Trotzdem bzw. genau deswegen ist sie dann auf SCHEMA ST4 als Redaktionssystem umgestiegen. Denn ein Redaktionssystem funktioniert von sich aus nach dem Prinzip „Platzhalter“, weil der Content komplett bausteinorientiert organisiert ist. Und damit hat unsere Kundin etwas geschafft, das wahrlich nur ein Redaktionssystem kann: Ein Produktdatenblatt in 13 Sprachen erstellen – in gerade einmal zehn Minuten.
Madeleine Reiter
Technical Writer & Consultant
Duell der Übersetzungssysteme
Pierangela Gulotta, Alexandra Kraus, Torsten Schulze, technische kommunikation 04/2024, S. 28-34
Im Artikel „Duell der Übersetzungssysteme“ vergleichen die Autoren die Übersetzungsqualität zweier maschineller Übersetzungsmethoden – ein fast zeitloses Thema, nur heutzutage vor dem Hintergrund KI-gesteuerter Tools. Von dem Ergebnis, dass sowohl DeepL als auch ChatGPT z. B. Stil-Mängel aufweisen, war ich nicht überrascht. Die Tatsache, dass beide Tools ähnliche Fehler aufweisen, finde ich allerdings durchaus bemerkenswert.
Besonders interessant finde ich an dem Experiment den Verzicht auf Terminologievorgaben. Um aussagekräftige Daten zur Übersetzungsqualität zu erhalten, ist das ein sinnvoller Weg. Als Weiterführung dieser Analyse bleibt natürlich interessant, inwieweit sich die Qualität der maschinellen Übersetzung ändert, sobald eine Terminologie hinterlegt wird. Mithilfe der Glossar-Funktion von DeepL wäre das durchaus denkbar. So könnte man das Bild von der Übersetzungsqualität schärfen, um zu beurteilen, wie sich die beiden Tools im konkreten Anwendungsfall inkl. Terminologie verhalten. Möglicherweise reicht die Übersetzungsqualität mit terminologischen Vorgaben für die ein oder andere Aufgabe doch aus? Es bleibt spannend.
Sarah Wechsler
Computational Linguist
Der iiRDS-Faktor zählt
Volker Römisch, technische kommunikation 04/2024, S. 53-55
Das Arbeiten mit KI ist ein spannendes Thema, daher fand ich den Artikel hierzu besonders interessant. Meine Vermutungen wurden bestätigt: iiRDS und KI arbeiten hervorragend zusammen. Stichwort: Synergie.
KI kann am besten mit sehr strukturierten Daten arbeiten. Je weniger semantische Interpretationsarbeit geleistet werden muss, desto geringer ist die von Herrn Römisch angesprochene „Blackbox“ der Verarbeitung. Die Standardisierung, die iiRDS bietet, geht wunderbar einher mit der Arbeitsweise eines Large Language Models.
Das Beste von iiRDS – einschließlich einheitlichem, präzisem Austausch technischer Informationen und aufgebauter Ontologie – trifft auf effiziente KI-Algorithmen, die uns letztendlich viele Aufgaben erleichtern können.
Artikel aus dem Hause doctima
Medienneutral in Sprache und Schrift
Markus Nickl, technische kommunikation 04/2024, S. 26-27
Medienneutrale Datenhaltung ist einer der Kernpunkte für erfolgreiches Contentmanagement in der Technischen Redaktion. Dazu reicht es nicht, dass die Inhalte nur in XML vorliegen, denn Medienneutralität hat auch viel mit Sprache zu tun. Das betrifft zum einen die Schrift an sich: Laufrichtung, Zeichensätze, Lauflängen, Sonderzeichen, Wortlängen spiellen alle hier rein. Auch Textbezüge wie „Bitte beachten Sie die Hinweise im Kapitel ‚Sicherheit‘“ oder „siehe oben“ funktionieren im Web nicht. Ebenso kann das Ersetzen von Substantiven durch Pronomen und Artikel ein Problem sein.
Technische Redaktionen müssen sich dessen bewusst sein und sich beim Umstieg auf medienneutrale Systeme darauf einstellen.
Wer zwingt uns eigentlich
Johannes Dreikorn, technische kommunikation 04/2024, S. 49-52
Eigentlich ist es ja absurd: Wer heute als Technische Redaktion fachlich gut aufgestellt ist, würde nie auf die Idee kommen, Anleitungen mit Warnhinweisen zuzukleistern. Und trotzdem passiert es immer noch massenhaft. Ganz stark bei Industrieprodukten. Auch bei vielen namhaften Unternehmen.
Ursache dafür sind hartnäckige Missverständnisse rund um das Thema Sicherheitsinformationen. Da werden Normen wie die ANSI Z535.6 falsch interpretiert und so zum Einfallstor für systematisches Overwarning. Oder die Rollen von Konstruktion und Redaktion und die dazugehörigen Prozesse sind nicht geklärt. Wodurch dann z. B. Formulierungen aus der Risikobeurteilung 1:1 in die Anleitungen wandern. Insgesamt wird deutlich: Eine Veränderung ist dann möglich, wenn Redaktionen ihre Fachlichkeit einbringen und ihre Gestaltungshoheit wahrnehmen dürfen.
Haben Sie die neueste Ausgabe der tekom-Zeitschrift schon gelesen? Wir freuen uns auf den Meinungsaustausch mit Ihnen!
Coverfoto Zeitschrift: © tcworld GmbH