„Unkostenbeiträge gibt es nicht“, höre ich immer wieder von Leuten, die sich mit Geld ganz genau auskennen. Manche, wie Oliver in dieser Diskussion bezeichnen das Wort sogar als „verbale Missgeburt“.
Die Begründung für diese Ablehnung erscheint im ersten Moment logisch: Unkosten sind ja auch Kosten, deshalb ist die Verneinung durch „Un-“ verkehrt und dient dazu, die „wahren“ Hintergründe zu verschleiern. Das hört sich im ersten Moment ja auch überzeugend an. Dahinter steckt aber ein sprachliches Missverständnis. Denn das „Un-“ in „Unkosten“ will gar nichts verneinen.
Eine Vorsilbe – zwei Bedeutungen
„Un-“ als Verneinung kennen wir alle. Es ist eine der häufigsten Vorsilben im Deutschen und bildet Substantive („Unverstand“, „Ungeschick“, „Ungeist“), gelegentlich beteiligt sie sich bei der Bildung von Verben („verunzieren“, „verunstalten“); am häufigsten aber bildet sie Adjektive („unschön“, „ungebildet“, „unbunt“). „Un-“ als verneinende Vorsilbe ist produktiv, das heißt auch heute noch werden damit neue Wörter gebildet (z. B. „uncool“).
Daneben gibt es aber eine weitere Bedeutung dieser Vorsilbe, die heute nicht mehr produktiv eingesetzt wird. Denn für eine kleine Menge Wörter (und soweit ich das sehe nur bei Substantiven) gibt es ein „Un-“ mit einer Sonderbedeutung. Es meint dann „eine große Menge von“. Beispiele dafür sind „Unmenge“, „Unflat“, „Ungewitter“ und eben auch „Unkosten“. Besonders schön sieht man diese Doppeldeutigkeit von „Un-“ bei dem Wort „Untiefe“. Das kann nämlich sowohl „eine flache Stelle im Wasser“ bedeuten (das verneinende „Un-“), als auch „eine besonders tiefe Stelle“ (das steigernde „Un-“).
„Un-“ ist manchmal mehr
Dass auch bei „Unkosten“ dieses steigernde „Un-“ gemeint ist, merkt man auch an dem Kontext, in dem das Wort verwendet wird. Denn dann geht es oft darum zu betonen, dass die Kosten besonders hoch sind, z. B. „sich in Unkosten stürzen“.
In der zweiten, steigernden Bedeutung wird „Un-“ heute allerdings nicht mehr produktiv eingesetzt; neue Wörter werden damit nicht gebildet. Und die wenigen, die sich mit dieser Bedeutung erhalten haben, wirken oft ein wenig altmodisch oder werden, wie „Unkosten“ nicht mehr richtig verstanden. Aber eine „Missgeburt“ sind diese Wörter deshalb noch lange nicht.